Wenn ich an meinen Vater denke….

«Vätergeschichten» heisst ein Archiv, das letztes Jahr in der Ostschweiz lanciert wurde und inzwischen über hundert Erinnerungen von Menschen an ihre Väter versammelt. Kostproben daraus sind am Sonntag, 15. Dezember (15 Uhr) im Rahmen einer musikalisch begleiteten Lesung im Kunstmuseum zu hören.

Wenn ich an meinen Vater denke, erinnere ich mich beispielsweise an sein feierliches Vorlesen der Weihnachtsgeschichte an Heiligabend oder an das umständliche Einfädeln von Super-8-Filmen von Chaplin bei Kindergeburtstagen, aber auch an seine letzten Lebenswochen, die von Schwermut geprägt waren. Wohl in jeder und jedem von uns werden beim Gedanken an den eigenen Vater Momente wachgerufen, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben und gerade in ihrer scheinbaren Nebensächlichkeit das Besondere dieser Beziehung spiegeln. Den Fokus auf diesen Aspekt des Mannseins zu richten, war die Absicht des 2012 ins Leben gerufenen Projekts «Vätergeschichten». Auf Initiative von «Familien Ost-Schweiz», einem Ostschweizer Verbund von Fachstellen, und www.männer.ch machte sich Projektleiter Mark Riklin auf die Suche nach Geschichten, die das Leben schrieb. In Herisau und Romanshorn installierte er öffentliche Schreibstuben, in denen die von Passanten erzählten Kurz- oder Kürzestgeschichten aufgezeichnet wurden. Stets war dabei die Frage «Wenn Du an deinen Vater denkst, was wirst du nie vergessen?» der Ausgangspunkt. Eindrücklich spiegeln die Antworten den Wandel der Vaterrolle in den letzten Jahrzehnten, sei es aus Perspektive der Väter oder jener von Söhnen und Töchtern, quer durch soziale Schichten und Generationen.

Illustration von Corinne Bromundt (Ausschnitt)
© by vaetergeschichten.ch – Ein Projekt von FamOS und männer.ch

Passend zum Thema wurde das Archiv am 2. Juni 2013, dem 7. Schweizer Vätertag, mit einer Lesung eingeweiht und zwar auf der Geburtenabteilung des Spitals Herisau. Mit einer auf das Kunstmuseum und die Adventszeit zugeschnittenen Auswahl gastieren die Macher der «Vätergeschichten» mit Mark Riklin (Begründer), Anna Schindler (Schauspielerin) und Flurin Rade (Akkordeonist) nun in Bern. Anlass ist unsere aktuelle Ausstellung «Das schwache Geschlecht. Neue Mannsbilder in der Kunst», in der es natürlich auch so manche Vatergeschichte zu entdecken gibt, etwa in Josef Felix Müllers Holzskulptur «Mann mit Kind» oder Ursula Pallas Videoinstallation «father’s shoes».

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Schlagwörter: Das schwache Geschlecht, Kunstvermittlung