Publiziert am 20. Juni 2014 von Isabelle Fehlmann

Zauber des Neuen

Das Kunstmuseum Bern kenne ich schon lange. Oft bin ich hier bereits ein- und ausgegangen: als Studentin, um mir die ausgestellten Sammlungswerke für das Grundwissen zur Zwischenprüfung im Kunstgeschichtsstudium einzuprägen, und auch später regelmässig, um die interessanten Wechselausstellungen zu besuchen. Seit einigen Wochen hat sich meine Besucherfrequenz in diesem Haus jedoch noch stark erhöht, nur betrete ich das Gebäude im Unterschied zu vorher nicht mehr durch das Eingangsportal. Seit sechs Wochen besitze ich nämlich einen Batch auf dem das blaue Logo des Kunstmuseums prangt, und der mir Zutritt durch die Hintertüren erlaubt. Seit sechs Wochen arbeite ich im Kunstmuseum Bern als Registrarin und bin damit „hinter den Kulissen“ ein Teil des Teams, das die Wechselausstellungen realisiert.

An meinem ersten Arbeitstag im Kunstmuseum Bern wurde ich den Mitarbeitern vorgestellt, durch die Büros, Ateliers und Werkstätten geführt und mir wurden die Ein‑, Aus- und Durchgänge gezeigt. Ich gab mir Mühe, all die neuen Namen einzuprägen und mir die Wege und Orte zu merken. Und ich war ganz erfüllt von der Aufregung, die einem bei den banalsten Dingen berührt, wenn man sie eben zum ersten Mal macht: sich an den Arbeitsplatz setzen, den Computer einschalten, den Schlüssel benutzen, um noch unvertraute Türen zu öffnen – in diesem Fall besonders reizvoll war das Tor von den Ausstellungsräumen zur Spedition, also die Türe, welche die öffentlichen Teile des Baus vom verborgenen Arbeitsbereich des Museumsteams trennt.

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Isabelle Fehlmann in der Sammlung des Kunstmuseum Bern.

Meine Registrarkollegin Franziska Vassella und ich sind für den Leihverkehr der Kunstwerke zuständig. Zusammen mit den Kuratoren kontaktieren wir die Besitzer der gewünschten Leihwerke für eine Ausstellung und erstellen die Leihverträge. Diese Kontakte sind eine spannende Sache, denn die Reichweite geht hier über die grossen Museen in aller Welt bis zu Privatleihgebern in den verwinkeltsten Ecken der Schweiz. Stehen die Leihgaben fest, ist es unsere Aufgabe sie zu versichern und den Hin- und Rücktransport oder die Weiterreise der Werke in Partnermuseen aufzugleisen. Da stets parallel verschiedene Ausstellungen in unterschiedlichen Planungsphasen anstehen, gleicht hier kein Tag dem anderen. Den Überblick zu wahren und ein gutes Zeitmanagement sind oberste Gebote. Kommen die Werke im Kunstmuseum an, organisieren wir in Absprache mit den Museumstechnikern und den Restauratoren das Auspacken – es ist stets ein ganz besonderer Augenblick, die freudig erwarteten Kunstwerke zum ersten Mal im Haus zu sehen.

In meinen ersten Tagen am Kunstmuseum Bern kam mir des Öfteren der Gedanke, wann all diese Handlungen wohl im Zuge des Arbeitsalltags ihren Zauber verlören und zur Gewohnheit würden – ich glaube aber, in einem so abwechslungsreichen Betrieb wie einem Kunstmuseum geschieht dies wahrscheinlich nie ganz.

Veröffentlicht unter Blick hinter die Kulissen
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Isabelle Fehlmann

Isabelle Fehlmann arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Ausstellung „Toulouse-Lautrec und die Photographie“ im Kunstmuseum Bern.

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