Publiziert am 16. Januar 2015 von Magdalena Schindler

Von Lichtdieben und Selbsterkenntnis: Rundgang mit Nakis Panayotidis

Ein Gang mit Nakis Panayotidis durch seine Ausstellung Das Unsichtbare sehen bietet die Gelegenheit, dem Künstler persönlich zu begegnen. Im Gespräch gibt der Grieche und Wahlberner Auskunft zu Hintergrund und Entstehung seiner Werke.

Eigentlich wollte Nakis Panayotidis in Bern Anfang der 1970er-Jahre nur die Kunsthalle und das Grab Bakunins auf dem Bremgartenfriedhof besuchen, dann aber ist er geblieben, heiratete eine Bernerin und lebt seit nunmehr vierzig Jahren hier. Längst hat er seine Karriere gemacht, fand Freunde, Gönner und Anerkennung. Zwar hatte er Griechenland zur Zeit der Militärdiktatur verlassen und zunächst in Italien studiert, seiner Heimat blieb er indes in vielerlei Hinsicht treu. Nicht nur verbringt er den Sommer jeweils auf der Kykladeninsel Serifos, auch sein Werk ist voller Bezüge zu seiner Herkunft. Ob Anspielungen auf mythologische Gestalten und Orte, Botschaften in griechischen Lettern oder Fotografien des von ihm geliebten Meeres, sein Griechenland ist für ihn bis heute Inspirationsquelle und Sehnsuchtsort zugleich.

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Nakis Panayotidis, My time is not your time, 1989 – 2014. Schubkarre, Sand, Wecker, Kerze, 60 x 155 x 57 cm © Der Künstler © Foto: Dominique Uldry, Bern

«VEDO DOVE DEVO» (Ich sehe wo ich muss) steht neonblau als Credo an der Fassade des Kunstmuseums und zeugt als Anagramm vom Sprachwitz des Künstlers und seinem schnörkellosen Blick auf die Dinge. Licht, Mythos und Zeit sind Leitmotive in seinem Schaffen, das der Arte Povera zugerechnet werden kann. «Arme» und kunstferne Materialien wie Blei, Glas, Packpapier oder Teer sind die Rohstoffe, aus denen er seine Installationen und Bilder anfertigt. Stehen gebliebene Wecker, bröckelnde Fassaden und nackte Glühbirnen verströmen eine Melancholie, die sich jedoch in Gegenwart des Künstlers in philosophisch heitere Gelassenheit verwandelt. Panayotidis’ gewinnende Art und seine persönlichen Erinnerungen bringen die ausgestellten Werke zum Klingen, gewähren überraschende Einsichten und laden zur aktiven Teilnahme am Gespräch ein.

Öffentlicher Rundgang mit Nakis Panayotidis, begleitet von Magdalena Schindler: Dienstag, 20. Januar 2015, 19h-20h

Veröffentlicht unter Kunst aus 1. Hand
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Magdalena Schindler

Magdalena Schindler ist seit 2012 Kunstvermittlerin am Kunstmuseum Bern und zuständig für das Angebot an Führungen und Workshops für Erwachsene. Zuvor war sie unter anderem als Kulturjournalistin tätig.

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