Nothing is Lighter than Light
Markus Raetz ist eine zentrale Figur der Generation von «künstlerischen Wahrnehmungsforschern». Sein vielgestaltiges Werk kreist spielerisch um das prozesshafte Erfahren von Wirklichkeit. Über die Verwendung unterschiedlichster Medien und Techniken macht es bewusst, dass sich die Wirklichkeit je nach Standpunkt anders darstellt.
Eines meiner Lieblingswerke ist See-Saw II (Nothing is Lighter than Light) (1991). Im Zentrum dieser Aquatinta steht das Licht. Es manifestiert sich als helles Oval auf einer nach unten gekippten Wippe und wird in ungewöhnlichem Kontext inszeniert. In der konventionellen Interpretation des Untertitels illustriert das Blatt durch die verschiedenen Abstufungen von schwarz zu weiss die Aussage «nichts ist heller als Licht». Gleichzeitig lenken aber Darstellung und Untertitel den Fokus auch auf das Gewicht des Lichts – eine Eigenschaft, die normalerweise für die Beschreibung des Lichts unwesentlich ist. Die Wippe neigt sich auf der Seite des Lichtkegels nach unten und zeigt, dass «Nichts» leichter ist als Licht. Dies behauptet auch der Untertitel, wenn man «lighter» mit «leichter» statt mit «heller» übersetzt. Ausserdem hat der Haupttitel ebenfalls mehrere Bedeutungen: «See-Saw» heisst auf Englisch Schaukel, gleichzeitig ist das Wort «saw» aber auch die Vergangenheitsform des Verbs «see» (sehen) – und so verweist dieses augenzwinkernde Wortspiel auf eines der zentralen Themen von Markus Raetz’ Werk.
Die Ausstellung «Markus Raetz • Druckgraphik • Skulpturen» eröffnet am Donnerstag, 30. Januar 2013, 18h30.
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Schlagwörter: Grafik, Raetz