Publiziert am 27. Juni 2014 von Nathalie Bäschlin

Niklaus Manuel Deutsch (1484-1530) – Konservierungs- und Restaurierungsprojekt Tafelbilder

Wussten Sie schon, dass man im Mittelalter und in der Renaissance einen roten Farblack, genannt Parisrot, aus gefärbten Wollresten gewonnen hat? Niklaus Manuel verwendete Parisrot 1520 für die Tafeln des Antonius-Altars. Ebenfalls nachgewiesen wurde der Farblack bei deutschen Malern, etwa bei Konrad Witz und Albrecht Dürer. Weniger weiss man über die maltechnische Verwendung des natürlichen Minerals Flussspat (Calciumfluorid) als Pigment. Niklaus Manuel hat das blau-violette Antozonit, eine Varietät des Flussspats, für kühle Schattenpartien in die Brauntöne gemischt.

restaurierung

Florence Lépine im Restaurierungsatelier Niklaus Manuel

Solche und noch viele weitere brandneuen Erkenntnisse verdanken wir der Restauratorin und Projektmitarbeiterin Florence Lépine, die anlässlich ihrer Master-Thesis an der Hochschule der Künste Bern die Maltechnik von Niklaus Manuel unter die Lupe nahm. Ihre Ergebnisse bilden eine fruchtbare Ausgangslage für das aktuell laufende Konservierungs- und Restaurierungsprojekt.

Das Kunstmuseum Bern beherbergt die grösste Werkgruppe an Tafelbilder des Künstlers. Viele bedürfen erhaltender Massnahmen. Manche der Holztafeln sind strukturell geschwächt, etwa durch heute inaktiven Holzwurmbefall oder spannungsinduzierte Risse. Punktuell lösen sich Malschichten von der Grundierung und dem Holzbildträger ab. Das ästhetische Erscheinungsbild ist durch verfärbte alte Retuschen und vergilbte Firnisse teilweise erheblich beeinträchtigt. Anlass für die Durchführung des Restaurierungsprojekts ist zudem das Zusammentreffen von Interessen und Aktivitäten rund um die vielseitige Berner Persönlichkeit Niklaus Manuel. Wichtige Impulse kamen vom Projekt Werkverzeichnis Niklaus Manuel am SIK-ISEA, Zürich.

2016 plant das Historische Museum eine grosse Ausstellung zur vielseitigen Berner Persönlichkeit. Gleichzeitig wird das Kunstmuseum Bern anhand einer ausgewählten Sammlungsausstellung den Wandel der Funktion vom Altarbild hin zum Museumsobjekt thematisieren und Einblicke in die Restaurierungsgeschichte und die Maltechnik des Künstlers geben.

Besuchen Sie unsere Restauratorinnen im Atelier:
«Blick ins Atelier»
, am 3. Juli 2014, 12h15 – 13h (Anmeldung).

Veröffentlicht unter Blick hinter die Kulissen
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Nathalie Bäschlin

Nathalie Bäschlin ist Restauratorin und leitet die Abteilung Konservierung und Restaurierung am Kunstmuseum Bern. Begleitend ist sie als Dozentin am Fachbereich Konservierung und Restaurierung und in der Forschung an der Hochschule der Künste Bern tätig.

Kommentare

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2 Kommentare

regis bertholon
Dienstag, 30. Januar 2018, 14:18

Nathalie,

je t’ai écris sur ton adresse hkb pour te demander si tu accepterai que je donne ton nom à un musée français qui cherche des experts en restauration de peinture.
Merci de me répondre afin que je puisse répondre à mon tour à ce musée.

Regis Bertholon

Niklaus Manuel unter der Lupe (Teil 2) | Kunstmuseum Bern Blog
Freitag, 3. Juli 2015, 10:53

[…] einem Jahr hat das Konservierung- und Restaurierungsprojekt der Tafelbilder Niklaus Manuels (1484-1530) begonnen. Ziel dieses Projektes ist es, die […]