Publiziert am 8. August 2014 von Katja Friese

Martin Lauterburg – Eine Ausstellung entsteht.

Dank der Überführung der Martin Lauterburg-Stiftung mit 83 Gemälden des Künstlers Martin Lauterburg (1891-1960) in die Stiftung Kunstmuseum Bern konnte ein gemeinsames Projekt zwischen dem Kunstmuseum Bern und dem Fachbereich Konservierung und Restaurierung der Hochschule der Künste Bern entstehen.

Für die Ausstellung «Neu in der Sammlung: August Gaul und Martin Lauterburg», die am 21.08.2014 eröffnet, wurden die Gemälde in der Zeit vom Juni – Juli 2014 konserviert und restauriert, unter der Leitung von Dipl. Rest. (FH) Katja Friese und fünf Studierenden der Hochschule der Künste Bern – Stefanie Bründler, Electra D`Emilio, Mirela Faldey, Cathja Hürlimann und Laurianne Messerli. Philine Claussen Rest. (M.A) und Jan Bukacek Rest. (Rahmen) unterstützten das Projekt tatkräftig.

Die Durchführung des Projektes erfolgte in den vorübergehend leeren Ausstellungsräumen im Neubau UG1 des Kunstmuseums Bern.

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Palettenregale mit noch zum Teil verpackten Gemälden des Künstlers Martin Lauterburg.

Die Studierenden waren von der Planung bis zur Durchführung in das Projekt miteingebunden. Sie konnten die Räume entsprechend einrichten, die Gemälde auspacken, sowie ausrahmen und den Vorgang der photographischen Dokumentation mitverfolgen. Die Vorrausetzung für die weiterführenden Arbeitsschritte bildete das im Anschluss erstellte Zustandsprotokoll der einzelnen Werke. Nach genauer Begutachtung mittels Lupenbrille erfolgte die Planung der weiteren Arbeitschritte.

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Stefanie Bründler beim Protokollieren eines Gemäldes von Martin Lauterburg.

Ein Schwerpunkt wurde dabei auf die präventiven Massnahmen gelegt, wie die Konsolidierung, die Abnahme des mikrobiologischen Befalls, die Trockenreinigung und Feuchtreinigung.

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Eine Reinigung der Objekte mit mikrobiologischem Befall konnte in einem abgetrennten Raum erfolgen (sog. Schwarz-Weiss Bereich).

Es wurde darauf geachtet, bei der Durchführung eine persönliche Schutzausrüstung zu tragen (Atemschutz, Arbeitsmantel, Handschuhe). Als Arbeitsgerät wurde ein MC-Gerät (Mikroaspirationsgerät; Entwicklung Benno Wili) verwendet.

Weiterführende restauratorische Schritte lagen in der Niederlegung von Deformationen, dem Ersetzen von verrosteten Nägeln, in der Erhöhung der Gewebespannung, in kleineren Stabilisierungsmassnahmen des Bildträgers, Rissverklebungen, sowie im Kitten von Fehlstellen und Retuschieren derselben.

Beim Erstellen der Zustandsprotokolle sowie den durchgeführten Massnahmen zeigte sich die vielfältige Malweise Lauterburgs, die vom „klassischen“ Malschichtenaufbau hin zu expressionistischen Zügen, von teils skizzenhaften Ausführungen bis hin zu einem pastosen Farbauftrag von ca. 1 cm Dicke reichen. Auch die korrigierende Herangehensweise des Künstlers beeindruckt; so gibt es immer wieder Formatveränderungen, wie Anstückungen und Umspannungen.

Im Fachbereich Konservierung und Restaurierung der Vertiefung Gemälde und Skulptur (HKB) werden im Herbstsemester 2014/15 drei BA-Thesen vergeben, in denen sich die Studierenden intensiv mit der Malweise und den Sujets Lauterburgs auseinandersetzen können. Dabei gilt ein besonderes Erkenntnisinteresse den Atelierdarstellungen des Künstlers und des von ihm verwendeten Interieurs. Ein zweites Thema wird die Auseinandersetzung mit den Selbstbildnissen Lauterburgs und eine technologische Untersuchung zum Malschichtaufbau bilden. Eine dritte Thesis bezieht sich auf die Stillleben, die Martin Lauterburg in unterschiedlichen Grössen und auf verschiedenen Trägern ausführte.

In einer der Thesen liegt ein besonderer konservatorischer Schwerpunkt auf der Behandlung des mikrobiologischen Befalls. Dafür wird eine genaue Dokumentation der befallenen Bereiche (Kartierung, Makro- und Mikrophotographie), sowie verschiedene Behandlungsmöglichkeiten und ein Monitoring durchgeführt.

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Cathja Hürlimann bei der Retusche eines Gemäldes von Martin Lauterburg.

Ein herzliches Dankeschön für die Ermöglichung des Projektes sei an dieser Stelle Matthias Frehner und Nathalie Bäschlin vom Kunstmuseum Bern, sowie Stefan Wülfert vom Fachbereich Konservierung und Restaurierung der Hochschule der Künste Bern (HKB) ausgesprochen. Ohne die Hilfe des Techniker-Teams des Kunstmuseums hätten wir nicht so effizient arbeiten können. Jan Bukacek und Philine Claussen danke ich für ihre Unterstützung.

Ein sehr grosser Dank geht an die beteiligten Studierenden des Fachbereichs Konservierung und Restaurierung (HKB), ohne die dieses Projekt nicht durchzuführen gewesen wäre. Vielen Dank für euer effizientes und konzentriertes Arbeiten. Die erwirtschafteten Finanzen gehen in eine gemeinsame Exkursion der Konservierung und Restaurierung im Herbstsemester 2014.

Veröffentlicht unter Blick hinter die Kulissen
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Autor

Katja Friese

Rest. FH, 20% Kunstmuseum Bern (Gemälde, Skulpturen, Objekte); 70% wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Konservierung und Restaurierung der HKB Vertiefungsrichtung Gemälde und Skulptur. Tätigkeiten in der Lehre und Forschung.

Kommentare

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1 Kommentar

German Katnik
Sonntag, 3. April 2016, 18:30

Danke für den Blick hinter die Kulissen der heiligen Museumshallen!
Was da alles passiert!