Publiziert am 23. April 2020 von Magdalena Schindler

Kunstmuseum Bern im Lockdown – Die Kunstvermittlung

Mit dem Entscheid, alle Museen ab dem 16. März zu schliessen, galt es für uns von der Kunstvermittlung zunächst, die rund sechzig privaten und öffentlichen Führungen und Workshops, die bis Ende April geplant waren, abzusagen. Telefonische Anfragen blieben schnell einmal aus, die Mails wurden immer spärlicher und das ansonsten rege Treiben in den Ausstellungsräumen und in unserem Atelier wich einer fast beklemmenden Stille. Jetzt wäre der richtige Moment, denke ich, mal endlich meine Notizen, die sich zur Vorbereitung von Führungen angesammelt haben, zu sichten und zu ordnen, um sie künftig griffbereiter als bisher zur Hand zu haben. Aber ich merke schnell, dass mir die Musse zum Aufräumen fehlt, da nur schon der Weg vom Verwaltungseingang des Museums treppauf und treppab durch die verwaiste Spedition und die unbeleuchtete Ausstellungszone bis in unser Atelier-Büro im Untergeschoss des Stettlerbaus schlicht zu bedrückend, ja fast schon unheimlich ist.

Uns fehlt das Publikum, es gibt keine Führungen vorzubereiten und zu koordinieren und auf den direkten Austausch und die Begegnung mit den Besucher*innen vor den Kunstwerken müssen wir nun vorerst verzichten. Besonders schmerzhaft bekommt dies unser Team an freien Kunstvermittler*innen zu spüren, die durch die Schliessung des Museums nun teilweise arbeitslos sind. Für mich gibt es dennoch zu tun, etwa dass ich mir im Hinblick auf die Zukunft des Kunstmuseums Bern grundsätzliche Gedanken zur Kunstvermittlung mache oder mich in kommende Ausstellungen einarbeite. Zunächst aber heisst es, die Social-Media-Taskforce des Museums zu unterstützen.

Nebst einer breiten Palette an Führungen und Workshops gehören auch Audioguides zum Standard-Angebot unseres Museums. Für die El Anatsui-Ausstellung waren die entsprechenden Geräte gerade mal drei Tage im Einsatz, bevor sie nun, zwar desinfiziert, aber nutzlos in ihren Ladestationen hinter der Museumskasse Staub ansetzen. Was tun? Die Inhalte auf die Homepage laden? Nicht optimal. Aber: Für den Kinder-Audioguide gäbe es vielleicht eine Möglichkeit. Denn diese, eigens für das Kunstmuseum Bern auf Mundart erarbeitete Version wurde mit Ueli Schmezer, der als Liedermacher auch schon an einem Kinderanlass bei uns zu Gast war, als Sprecher produziert. Seiner spontanen Bereitschaft, den Audio-Rundgang visuell in die digitale Welt zu retten, ist es zu verdanken, dass wir nun einen Film aufschalten können, der ihn als Protagonisten zeigt, der kindgerecht und unterhaltsam durch die menschenleere Ausstellung führt.

Wir hoffen natürlich, dadurch möglichst viele daheim ausharrende Kinder und Erwachsene zu erreichen, damit sie das grossartige Werk von El Anatsui kennenlernen, um es dann vielleicht doch mal noch im Original sehen zu wollen und zu können. Dann wäre der Film quasi auch ein Cliffhanger zum analogen Museumsbesuch und ein willkommener Schritt auf dem Weg zurück in die Normalität.

Veröffentlicht unter Allgemein, Blick hinter die Kulissen
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Magdalena Schindler

Magdalena Schindler ist seit 2012 Kunstvermittlerin am Kunstmuseum Bern und zuständig für das Angebot an Führungen und Workshops für Erwachsene. Zuvor war sie unter anderem als Kulturjournalistin tätig.

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