Publiziert am 26. Februar 2013 von Kathleen Bühler

Künstlergespräch mit Elisabeth Llach

Wie jedes Mal, wenn ich ein Gespräch mit einem/r Künstler/in vorbereite, treibt mich die Frage an: Wie gelingt es, in der zur Verfügung stehenden Stunde, die Denkart und den kreativen Prozess sichtbar zu machen? Welche Fragen bringen mein Gegenüber dazu, von den Dingen zu sprechen, die ihm/ihr meistens so nah sind, dass er/sie gar nicht mehr darüber nachdenkt, geschweige denn öffentlich darüber spricht.

Natürlich hängt das Gelingen eines Künstlergespräches hauptsächlich vom/n der Gesprächsparter/in ab. In diesem Fall der Westschweizer Künstlerin Elisabeth Llach, welche anlässlich der Ausstellung «Merets Funken» zwei Räume gestaltet hat: eine Art nächtliches Kabinett mit Gucklöchern und Kunstwerken an unerwarteten Orten sowie ein in oranges Licht getauchter Saal, in dem eine Serie ihrer Gemälde hängen. Obwohl Künstler/innen sich primär visuell ausdrücken und ihre Botschaft in ihren Werken stecken, gehört gerade diese Form der Reflexion zu einem wichtigen Teil der Vermittlungsarbeit in einem Kunstmuseum. Nirgends sonst ist man so nah am künstlerischen Prozess und hört man soviel aus der «Nähkiste» des/r Künstlers/erin.

Ausschnitt aus: Elisabeth Llach, Vague 14, 2012.

Ausschnitt aus: Elisabeth Llach, Vague 14, 2012.

Auch in diesem Fall erzählt Elisabeth Llach freimütig von ihren Überlegungen, ihren Vorlieben, den technischen Schwierigkeiten und den Hintergründen ihrer Malerei. Vieles kann sie selbst auch nicht erklären oder will es bewusst offenlassen. Denn ihr ist es enorm wichtig, dass jede/r Platz für seine eigenen Gedanken und Interpretationen findet. Es scheint die einzige adäquate Haltung in einer Zeit zu sein, in der wir unablässig von Bildern umgeben sind und jeder einen eigenen Umgang mit der Bilderflut lernen muss. In dieser Situation fragt es sich auch, wie man als Künstlerin überhaupt zu neuen Bildschöpfungen findet? Bei Elisabeth Llach geht es über die Kompilation: sie stellt bestehende Bilder neu zusammen. Nicht nur in ihren eigenen Gemälden, in denen sie wild und intuitiv Motive aus Kunstgeschichte, Kultur und Mode kombiniert, sondern auch in ihrer Installation, in der sie Werke von Meret Oppenheim mit eigenen zusammenführt. Es scheint, also ob heute weniger Match entscheidend ist, dass man eigene Bilder erfindet, sondern dass man sie zum Eigenen macht. Und so blitzen viele Einsichten auf an diesem trüben Dienstagabend und erleuchten die Bildtiefen, welche vermeintlich so einfach zu deuten sind, nur weil wir die Motive schon kennen.

Elisabeth Llach inmitten ihrer Installation in der Ausstellung «Merets Funken».

Elisabeth Llach inmitten ihrer Installation in der Ausstellung «Merets Funken».

 

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Autor

Kathleen Bühler

Kathleen Bühler, Kuratorin und seit 2008 Leiterin der Abteilung Gegenwartskunst am Kunstmuseum Bern. Sie kuratierte unter anderem die Ausstellungen «Merets Funken» (2012), «Das schwache Geschlecht. Neue Mannsbilder in der Kunst» (2013/14) und «Chinese Whispers» (2016).

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