Publiziert am 26. September 2018 von République Géniale

John Cage’s «Réunion»: Schachbrettsound oder Soundbrettschach?

John Cage: «Réunion» (1968)
Für modifiziertes Schachbrett und live-elektronische Kompositionen
Eine Wiederaufnahme und Schweizer Erstaufführung in der «République Géniale», Sonntag, 23. September

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John Cage, Marcel Duchamp, & Teeny Duchamp performing Reunion at its premiere in Toronto, 5th March, 1968. Photograph by Shigeko Kubota, courtesy of The John Cage Trust.

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Fünfzig Jahre später wird die République Géniale zum Austragungsort von Réunion. Foto: Enrique Muñoz García

1968 spielten Marcel Duchamp und John Cage in Toronto eine legendäre Partie Schach. Die beiden kreativen Giganten schufen ein einzigartiges Hörerlebnis durch ein speziell konstruiertes Schachbrett, das mit jedem einzelnen Zug unterschiedliche elektronische Kompositionen auslöste.

Bei der Uraufführung waren es die composer / performer David Behrman, Gordon Mumma, David Tudor und Lowell Cross, welche die Klänge beisteuerten. Fünfzig Jahre später – am Sonntag, 23. September 2018 – waren es in der «République Géniale» nun Peter Behrendsen, hans w. koch, Lara Stanic, Cathy van Eck und Daniel Weissberg, welche die Klänge zu den wechselnden Positionen der Schachfiguren erzeugten.

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Foto: Enrique Muñoz García

Das «Poïpoïdrom» wurde für einmal zum «Pleasure- und Play-Ground» für die «Königsdisziplin der Spiele», dem Schach. In einem über sechsstündigen Turnier wurden die verschiedenen Spielarten ausgetragen: vom Match Challenge mit strengen Zeitlimits, zum Schachspiel mit zeitlich offenem Ausgang, vom Blitzschach zum legendären «Fischerschach». Dabei wurde hier nicht nur im Wettkampf gemessen, sondern es setzte auch ein gegenseitiges «teaching and learning» ein. Höhepunkt dabei war sicher die «Battle of generations», wobei nicht klar auszumachen war, wer da wen mit Strategie und Planung austrickste. Denn beim Schach geht es nicht um das Umherziehen irgendwelcher Figuren, um mit Glück zu gewinnen. Glück ist bei diesem Spiel ausgeschlossen. Es gibt weder Würfel, noch zieht man irgendwelche Karten, so dass etwas Unvorhergesehenes passiert. Und doch, so wissen schon die jungen Schachspieler*innen, darunter Igor Schlegel, Nathalie Pellicoro und Darja Babineca, wird man nur allzu oft von den gegnerischen Zügen überrascht. Man hat sie nicht vorausgesehen.

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Das «Battle of generations» ist auch ein gegenseitiges Teaching and Learning. (Foto: Enrique Muñoz García

Um nicht Voraussehbares, nicht Voraushörbares ging es zeitlebens auch John Cage (siehe dazu auch John Cage for Dummies). Mittels Zufallsoperationen enthierarchisierte er die Klänge und setzte sie so erst frei. Ein seltsam verwegenes Unterfangen – auch da war Cage einmal mehr Pionier – Zufallsoperationen, Nichtvoraussehbares mit dem Strategiespiel Schach zu verbinden: Cages zentraler Begriff war der der Unbestimmtheit, der «Indeterminacy».


John Cage: «Réunion» (1968), für modifiziertes Schachbrett und live-elektronische Kompositionen, Wiederaufnahme und Schweizer Erstaufführung in der «République Géniale». République Géniale, Kunstmuseum Bern, 23.09.2018
Video: Enrique Muñoz García

 

Erlebnisbericht von Valerian Maly
Mit: Peter Behrendsen, Köln; hans w. koch, Köln; Lara Stanic, Zürich; Cathy van Eck, Zürich und Daniel Weissberg, Basel
Klangregie: Tobias Grewenig, Köln und Mitgliedern des Schachclub Bern: Arshavir Musaelyan, David Schaffner, Nguyen Ly, Oliver Marti, Samuel Schneider, Igor Schlegel, Nathalie Pellicoro, Darja Babineca

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République Géniale

Anhand dieser Blogartikel, Interviews und Videos von und mit den Beteiligten wird fortlaufend dokumentiert und reflektiert, was in der «République Géniale» stattfindet.

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