Publiziert am 4. Juli 2014 von Daniel Spanke

Jagd beim Kornfeld – Kunstauktion in Bern

Viele wissen es – Bern ist ein wichtiger Standort von Auktionshäusern für Kunst. Dobiaschofksy im Monbijou hat seit 1923 zweimal im Jahr ein vielfältiges Angebot von Bijoux vor allem der Malerei und Grafik. Wer sich neu mit alterwürdigen Dingen umgeben möchte findet bei Stuker im Alten Aargauerstalden zweimal im Jahr seit 1938 was das Herz begehrt. Doch der Höhepunkt des Berner Auktionsjahres sind die exklusiv einmal im Jahr stattfindenden Auktionen im traditionsreichsten der Berner Häuser – der Galerie Kornfeld.

Die Galerie Kornfeld ist seit vielen Jahrzehnten eine, wenn nicht die Institution für Grafik Alter Meister, für Meisterwerke der Klassischen Moderne und neu – dieses Profil wird sich wohl noch weiter ausprägen – für neuere Kunst. Die diesjährige Auktion hatte einige Höhepunkte zu verzeichnen, die für ein öffentliches Museum leider unerschwinglich sind. Dennoch durfte und sollte sich das Kunstmuseum Bern bei einigen der angebotenen Kunstwerke engagieren. Die Kunstwerke werden bei einer Auktion mit Nummern versehen, den sogenannten Lots. Im Vorfeld gehen schriftliche Angebote aus aller Welt ein. Am Tag unserer Auktion, ein Freitag, füllte sich der Saal am Morgen nicht sehr schnell. Es herrschte gelassene Stimmung. Mit EWK betrat nun der Meister der Auktionen die Bühne. Die Bieter im Saal überliessen sich seiner grossen Erfahrung und Souveränität. Die Interessenten an den Telefonen der Auktionsmitarbeitenden konnten davon natürlich weniger profitieren. Einige Lots mit guten Blättern von Cuno Amiet durchstiessen den Schätzpreis, andere blieben hinter den Erwartungen zurück, wenige blieben unzugeschlagen.  Wichtige Werke von Willi Baumeister aus dem Besitz von Otto Meyer-Amden gingen in eine Berner Privatsammlung.

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Die Chagallauktion mit Bernhard Bischoff und EWK auf dem Podium.

Die eigentliche Sensation aber kam am Nachmittag. Und dieser Nachmittag ist für Auktionsbern wahrhaft historisch zu nennen! Denn erstmals betrat mit Bernhard Bischoff der Mann das Podium, der die 150-jährige Tradition des Hauses mit weiterführen soll. Sympathisch und angemessen von Lampenfieber befallen meisterte Bernhard Bischoff diese seine erste Auktion mit manchen gut getimten Zuschlägen, die auch die Sammlung des Kunstmuseums bereichern sollten. Man konnte hören, dass hier jemand nicht nur etwas unter den Hammer bringt, sondern die Werke, die ein neues Zuhause suchen, kennt und schätzt.

Jagd bedarf immer auch des Glücks – Diana muss gnädig sein und die Meute nicht zu wild. Man sollte zudem verstanden haben, dass man eigentlich nicht nur auf Kunstwerke aus ist, sondern das Begehren gilt im Grunde dem guten Preis. Der gute Preis aber ist flüchtig wie ein Reh. Man muss sehr konzentriert zielen, genau wissen, was man nicht will, seinen Schuss abgeben, einen zweiten, auch einen dritten und sich, und das ist am wichtigsten, zurückziehen, wenn der gute Preis im Dickicht verschwindet und ein Lot durch Bietergefechte in solche Höhen getrieben wird, dass es keinen Sinn mehr hat. Gerade ein öffentliches Haus, das mit zur Verfügung gestelltem Geld agieren darf, muss hier besonders kaltes Blut, wenn auch nicht kaltes Herz, bewahren. Mit Matthias Frehner, unserem Direktor, durfte ich vor der Auktion einen genauen Jagdplan ausarbeiten und habe vor allem Limite von ihm bekommen, an die ich mich streng zu halten hatte. Bei aller Vorplanung wird Mitbieten jedoch auch immer von strategischen Entscheidungen bestimmt, die erst vor Ort, im Auktionsaal endgültig getroffen werden können. Unsere Ausbeute für den Tag war nicht schlecht: ein kunsthistorisch wichtiges Konvolut von vier Blatt Otto Meyer-Amden aus dem Nachlass mit Notizen und Kompositionsskizzen, die für die Forschung wichtig sind, sowie drei schöne Lithografien des Grafen von Toulouse zu noch vernünftigem Preis, die wir 2015 als eigenen Bestand in unserer kommenden Ausstellung zum Werk des Künstlers präsentieren können. Gerade sind die Blätter bei uns im Haus eingetroffen und werden als nächstes inventarisiert und restauratorisch versorgt.

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Autor

Daniel Spanke

Seit 2012 ist Daniel Spanke Kurator für Ausstellungen am Kunstmuseum Bern. Davor war er unter anderem Leiter der Kunsthalle Wilhelmshaven, Kurator des Kunstmuseum Stuttgart und von 2010-2012 Leiter Museum Haus Dix in Hemmenhofen.

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