Publiziert am 28. Mai 2015 von Peter Fischer

HAPPY BIRTHDAY ZPK

Mit 10 ist man ja noch ein Kindskopf – was fange ich denn nur mit solch einem Jubiläum an? Erst recht, wenn die Lebenserwartung einer Kulturinstitution eigentlich keine Begrenzung kennt. Mit dem ZPK mag es zwar anders sein. Nicht wenige wünschten uns schon zum Teufel, bevor wir richtig laufen konnten. Was ich – zumindest im Falle, dass es sich bei den „nicht wenigen“ nicht selten um Leute aus dem lokalen oder nationalen Kulturkuchen handelte – nicht wirklich verstehen kann. Aber ja, die Widersprüchlichkeit gilt per se als Stärke der Kunst… Was gibt es gegen eine Institution einzuwenden, die von ihrer Konzeption her offen, einladend und verbindend ist? Die auf dem Credo und auf dem Werk des vielleicht einzigen Künstlers beruht, der geeignet ist, eine Institution für Äonen, also sozusagen für die Ewigkeit zu inspirieren? Ja, richtig: Nichts!

Zurück zum Anfang: Was machen mit diesem Jubiläum? Ist es denn so läppisch? Ich denke, für eine museale Institution sind die ersten zehn Jahre vielleicht die entscheidenden. Irgendwann läuft der Karren, lässt sich nicht mehr aus der Spur bringen. Insofern sind die ersten zehn Jahren wahrscheinlich auch die interessantesten. Diejenigen, die noch stark zu ihrer Formgebung, ihrem Profil beitragen können. Ich fühle mich privilegiert, im Falle des ZPK dazu betragen zu können. In der Regel ist man als Direktor angesichts der Geschichte seiner Institution nur wenig mehr als ein Nichts. Es sei denn, man hat den Schnauf, Dekaden auszuharren, um dann vielleicht einen bescheidenen Beitrag zur Historie des Hauses leisten zu können. Hoffentlich im Guten.

Das ZPK-Team freut sich auf die Festlichkeiten

Das ZPK-Team freut sich auf die Festlichkeiten.

Angesichts des fulminanten Programms im Jubiläumsjahr in allen unseren Kunstsparten von der Musik über die Literatur bis zu den Ausstellungen (und neuerdings auch der nachhaltigen Landbewirtschaftung) haben wir uns im ZPK gefragt, ob es denn noch besonderer Jubiläumsanlässe bedürfe. Die Antwort war ein klares Ja. Einerseits ist es der Zeitpunkt, diejenigen zu würdigen und zu ehren, die das kleine (eigentlich eher grosse) Wunder von Bern ermöglicht haben, insbesondere die Gründerfamilien Müller und Klee. Andererseits ist ein solches Jubiläum auch stets ein Anlass, Dankbarkeit zu zeigen, weshalb wir am Tage nach dem Festakt mit den geladenen Ehrengästen die Türen unseres grossen Hauses weit öffnen für diejenigen, die von uns eine  kulturelle Leistung erwarten, bestellen und auch finanzieren, nämlich die Bevölkerung des Kantons Bern. Sie sind ebenso VIPs wie die vorab erwähnten, einfach ein paar mehr.

Am Samstag 30. Mai lebt und pulsiert das ZPK in besonderem Masse: Mit Konzerten, Lesungen, Performances mit Worten, Bewegung und künstlerischem Esprit. Mit Erlebnissen im Kindermuseum, mit Entdeckungen im Fruchtland, mit kulinarischen Ausflügen ins Bernbiet. Mit Einblicken in die Welt von Paul Klee bis hin zu seinen Inspirationen für die Jazzmusik, welche das Swiss Jazz Orchestra in einem Jim McNeely-Galakonzert um 20 Uhr im grossen Ausstellungssaal zum Besten geben wird – sicher das erste und vielleicht das einzige Mal, wo der viel diskutierte gigantische Maurice E. Müller-Saal als Concert Location erfahren werden kann. Wer danach nicht genug hat, kann sich in der Oldies Night des legendären Quad Club dem weiteren Verlauf der Nacht hingeben. Die überwältigende Gesamtheit der Programme des 30. Mai findet sich hier. Übrigens: Eintritt frei!

Das Jubiläum veranlasst mich auch daran zu denken, was die Substanz des ZPK ausmacht, nämlich die Sammlung, deren Kern die ehemalige Paul Klee-Stiftung bildet. Die Paul Klee-Stiftung war während eines halben Jahrhunderts in der Obhut des Kunstmuseums Bern, und damit meine ich wirklich, sie war im Kunstmuseum Bern behütet, wohl bewahrt und liebevoll gepflegt. Dass das ZPK sich ausgerechnet jetzt im Jubiläumsjahr institutionell mit dem Kunstmuseum zusammenschliesst, ist ein Zufall, aber ein sinnfälliger, nicht zuletzt weil einige zentrale Sammlungsteile und assoziierte Stiftungen des Kunstmuseums eigentlich nicht losgelöst von den Beständen der ehemaligen Kleestiftung betrachtet werden können. Ich freue mich, dass nun wieder enger zusammenrückt, was irgendwie zusammen gehört.

So – jetzt aber Schluss mit pathetisch. Herzlich willkommen am 30. Mai zur Happy Birthday-Party im ZPK!

Veröffentlicht unter Gastbeitrag
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Peter Fischer

Peter Fischer ist seit November 2011 Direktor des Zentrum Paul Klee. Zuvor war er während 10 Jahren Direktor des Kunstmuseum Luzern. Sein Interesse ist breit gefächert, sodass er sich nebst der bildenden Kunst von Klee (ja eigentlich von der Urzeit) bis zur Gegenwart auch der Musik und Literatur sowie insbesondere der Vermittlung von spartenübergreifenden künstlerischen Ausdrucksformen widmet.

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