Publiziert am 3. Januar 2014 von Matthias Frehner

Das Jahresmotto: Sesam öffne Dich!

So heisst die dritte Ausstellung, die wir im Jahr 2014 eröffnen werden. „Sesam öffne Dich!“ Gezeigt werden in dieser Ausstellung Hauptwerke der Schweizer Kunst von Johann Heinrich Füssli bis zu Niklaus Stoecklin. Dazwischen finden sich die Schwergewichte Albert Anker, Ferdinand Hodler, Giovanni Segantini und Félix Vallotton. Die Werke gehören der Winterthurer Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG). Zusammengetragen wurde die Sammlung in über sechzig Jahren vom Mäzen Bruno Stefanini. Seine Sammlung ist immens, sowohl qualitativ wie auch quantitativ. Sie umfasst neben Gemälden, Skulpturen und Arbeiten auf Papier auch historische Objekte und Liegenschaften.

Die SKKG ist eine grosszügige Leihgeberin. Jede unserer grossen Retrospektiven über Schlüsselkünstler der Schweizer Kunst, Amiet, Anker, Vallotton, Stauffer-Bern, Giovanni Giacometti, Hodler umfasste Werke der Stiftung. Jedes Mal stammten mehrere der absoluten Höhepunkte aus dem Besitz dieser Stiftung. Da der Sammler den Ausbau und die Vollendung seiner Sammlung als wichtiger erachtet, als die öffentliche Anerkennung seiner Leistung durch eine umfassende Ausstellung, hat eine solche bis heute nicht stattgefunden. Als Winterthurer kannte ich den Sammler schon seit meiner Zeit als Leiter der Sammlung Oskar Reinhart Am Römerholz. Verschiedene Anläufe waren nötig, bis der Sammler einwilligte, eine erste grosse Übersicht über seine Stiftungsbestände gut zu heissen. Dass er dabei der Einladung zu einer Ausstellung in der Bundeshauptstadt gefolgt ist, freut mich sehr. Vielleicht hat es das ja gebraucht: die Distanz zum Ort, wo er sein ganzes Leben verbracht hat. Übrigens ist es nicht die erste grosse Winterthurer Sammlung, die im Kunstmuseum Bern zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. 1932 wurde hier die Sammlung von Oskar Reinhart zum ersten Mal in einem Museum gezeigt. Eine solche Premiere veranstalten zu dürfen, ist ein Höhepunkt. Wir freuen uns im Kunstmuseum Bern enorm, dass uns diese Ehre zu teil wird. Es ist ein bisschen so, wie wenn man als erster in einer unergründlichen Höhle auf einen Schatz stösst. Man bringt Glanzstücke ans Licht, ohne den ganzen Umfang zu kennen. In Bezug auf die Kunst, wird unsere Auswahl sicher so sein, dass sie die Bedeutung der Bestände spiegeln kann. Das gilt indes nicht für die übrigen Sammlungsgebiete, von denen wir jeweils nur gerade einen Stellvertreter einbeziehen werden, darunter die grösste zusammenhängende Bergkristallgruppe, die je in der Schweiz gefunden worden ist.

Hodler

Ferdinand Hodler, Heilige Stunde, 1911. Öl auf Leinwand, 187 x 230 cm, Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte, Winterthur

Sesam öffne Dich! – Das ist wohl überhaupt das Jahresmotto, das wir über unsere Ausstellungen des Jahres 2014 setzen können. Aus dem grossartigen Gesamtwerk der Graphik von Markus Raetz zeigen wir in unserer ersten Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Künstler einen bedeutenden Ausschnitt. Den ganzen Schatz seiner Graphik werden wir in einem zur Ausstellung vom Museum herausgegebenen Oeuvre-Katalog zugänglich machen. In den graphischen Kabinetten liegen enorme Bestände, von denen das Publikum nur eine beschränkte Vorstellung hat. Aus Museen in England und den USA sowie aus unseren eigenen Beständen haben stellen wir einen heute fast ganz vergessenen Berner Künstler des 18. Jahrhunderts vor: Samuel Hieronymus Grimm, einen eminent witzigen und kritischen Geist, der als Landschaftsaquarellist und Gesellschaftskritiker eine Entdeckung ist, die nicht nur Kenner begeistern wird.

Die Gegenwartskunstausstellungen zeigen nichts Unbekanntes. Bill Viola ist einer der berühmtesten Video- und Filmkünstler unserer Zeit. Das Besondere ist, dass wir seine existentiellen und spirituellen Szenen nicht nur im Museum präsentieren werden, sondern auch im Berner Münster. Das wird, glauben wir, vielen die Augen neu öffnen für diesen Klassiker der Gegenwartskunst. Die Türen unserer eigenen Sammlung öffnen sich nach Raetz und Grimm im Herbst ein drittes Mal, wenn wir nämlich die Sammlung der Stiftung Kunst Heute, die seit den frühen 1980er Jahren Schweizer Gegenwartskunst für uns erworben hat, in einem grossen Überblick zeigen werden. Ein weiteres China-Fenster, das das provokative Werk des Künstlerpaars Sun Yuan & Peng Yu vorstellt, sowie eine Retrospektive über den Berner Künstler Nakis Panayotidis, der ein gebürtiger Grieche ist, runden die Gegenwartsaktivitäten ab. Höhepunkt im Ausstellungherbst wird die umfassende Retrospektive über Augusto Giacometti, den Farbmagier der Schweizer Moderne.

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Bill Viola, Tempest (Study for The Raft), 2005, Color High-Definition video on flat panel
display mounted on wall, 16:50 minutes, Photo: Kira Perov © The Artist

Das Team des Kunstmuseum freut sich, dieses anspruchsvolle Programm für Sie realisieren zu dürfen, mit dem wir unseren Beitrag zum Kunstplatz Bern leisten. Wir freuen uns auch alle auf die Zusammenarbeit mit dem Zentrum Paul Klee. In einer Retraite werden die beiden Museumsleitungen zu Jahresbeginn über die Umsetzung der von den beiden Stiftungsräten beschlossenen strategischen Zusammenarbeit diskutieren. Wir sind überzeugt, gemeinsam noch mehr Strahlkraft zu entfalten und freuen uns, Ihnen die Tore zu unseren Schätzen öffnen zu dürfen.

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Matthias Frehner

Seit 2002 Direktor des Kunstmuseum Bern, davor 1996 - 2002 Kunstredaktor der Neuen Zürcher Zeitung und von 1988 - 1996 Konservator der Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» in Winterthur.

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