Publiziert am 19. Juni 2015 von Magdalena Schindler

Begegnung mit Irene Schubiger

Die derzeit ausgestellte Werkgruppe von Irene Schubiger ist Anlass für ein öffentliches Gespräch mit der Berner Künstlerin am 20. Juni im Rahmen der Reihe «Zeitfenster Gegenwart». Im Vorfeld habe ich sie in ihrem Atelier in Reichenbach besucht, wo ihre ebenso schlichten wie geheimnisvollen Skulpturen entstehen.

Irene Schubiger in ihrem Atelier in Reichenbach

Irene Schubiger in ihrem Atelier in Reichenbach

Mit dem Ankauf einer Werkgruppe von Irene Schubiger durch die Stiftung GegenwART erhält eine wichtige Berner Künstlerin ihren angemessenen Platz in der Sammlung zeitgenössischer Kunst des Kunstmuseums Bern. Seit bald dreissig Jahren lebt und arbeitet die 1948 in Näfels geborene Künstlerin in Reichenbach bei Bern, wo sie unter anderem dank der Ermutigung durch Walter Linck den Schritt von der angewandten zur freien Kunst wagte. In ihrem Atelier in einem alten Bauernhaus entwickelte sie über die Jahre in eindrücklicher Kontinuität ihre Objekte, die mal wie vom Himmel gefallene dunkle Klumpen oder silbern schimmernde Scheiben, mal wie Geräte, architektonische oder figürliche Fragmente Assoziationen zu real Gesehenem wecken, letztlich aber gerade in ihrer Unfassbarkeit und Unschärfe ihre Eigenständigkeit behaupten.

Auf die Frage nach ihren Anfängen erinnert sich Irene Schubiger an die von Jürgen Glaesemer kuratierte Ausstellung «Die Gleichzeitigkeit des Anderen» im Kunstmuseum. Dort hatte sie 1987 mit genähten Papier-Mänteln ihren ersten Auftritt, dem bald eine Ausstellung in der Kunsthalle und das New York-Stipendium der Stadt Bern folgten. Die Skulpturen, die sie fortan entwickelte, bestehen im Kern oft aus Draht und Gips und erhalten durch eine Oberfläche aus Schlagaluminium oder gespachteltem Silikon ihre mal reflektierende, mal speckig absorbierende Hülle. Dabei wählt Schubiger bevorzugt Materialien aus Baumarkt und Industrie, deren Eigenschaften sie im Atelier testet, bis sie sie für ihre Formen nutzbar machen kann. «Die Form, die ich im Kopf habe, gibt in der Regel das Material vor», erzählt mir die Künstlerin, als ich auf einen Kaffee bei ihr im Atelier vorbeischaue. An einer Wand hängen kleine, mit rosa Silikon begossene Holzstäbe, an anderer Stelle ragen zwei schwarze Objekte wie Baumstämme zur Decke. Fertige und angefangene Dinge fügen sich so zu einem Kosmos der Kreativität.

Irene Schubigers Werke im

Irene Schubigers ausgestellte Werkgruppe im Kunstmuseum Bern

«Oft mache ich kleine Modelle meiner Skulpturen und fotografiere diese, um mir deren Wirkung im Raum vorstellen und das endgültige Format bestimmen zu können», kommentiert Schubiger die Gruppe kleiner Skulpturen auf ihrem Fenstersims. Dabei können ihre ausgeführten Objekte durchaus menschengross sein, wie die Silberobjekte, die als Teil der Installation «Sils» jetzt im Kunstmuseum zu sehen sind. «Momentan interessiert mich die Zusammenstellung mehrerer Objekte in einem Raum zu einer Art Bühnenbild mit gemaltem Hintergrund», sagt Schubiger angesichts ihrer aktuellsten in Arbeit befindlichen Installation. Ob und in welcher Form diese den Weg an die Öffentlichkeit finden wird, ist noch völlig offen. Die Präsentation von Werken der Jahre zwischen 2001 und 2014 im Kunstmuseum indes bietet nun den Rahmen, Irene Schubiger persönlich zu begegnen und im Gespräch mit ihr der Bedeutung und Machart ihrer Kunst auf die Spur zu kommen.

«Zeitfenster Gegenwart»: Irene Schubiger im Gespräch mit Magdalena Schindler: Samstag, 20. Juni, 12h-13h, Eintritt CHF 10.00.

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Magdalena Schindler

Magdalena Schindler ist seit 2012 Kunstvermittlerin am Kunstmuseum Bern und zuständig für das Angebot an Führungen und Workshops für Erwachsene. Zuvor war sie unter anderem als Kulturjournalistin tätig.

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