Publiziert am 28. März 2014 von Annick Haldemann

318 prepared dc-motors, cork balls, cardboard boxes 100x100x100cm

Gut hat Renée Magaña, Vorstandsmitglied der BKG, ein Jahr im Voraus um einen Termin für diesen Besuch gebeten. Kurzfristig läuft bei diesem Künstler gar nichts. Seit Zimoun 2005 das Förderstipendium und  2009 den Hauptpreis des Aeschlimann Corti-Stipendiums erhalten hat, stellt er rund um den Globus in renommierten Galerien und Museen aus. Der gefragte Künstler ist oft unterwegs.

Im PROGR in Bern hat Zimoun zwei Ateliers. Wir haben uns in jenem versammelt, in dem Plastik- und Kartonkisten bis unter die Decke stapeln. Alle Boxen sind fein säuberlich angeschrieben oder ein Stück des Inhalts ist aussen angeklebt. Aus den Unmengen an kleinen DC-Motoren, Draht, Karton, Baumwoll- /Korken-/Gummibällchen und vielem mehr stellt er seine Installationen her. Zimoun braucht keine weissen Wände, er braucht Raum.

Der Gesprächspartner Don Li, Musiker/Komponist und Gründer/künstlerischer Leiter vom Orbital Garden in Bern, hat Zimouns Werk früh entdeckt und die ersten Ausstellungen ermöglicht (letzte Ausstellung). Er beschreibt Zimouns Soundinstallationen als einnehmend, berührend, aber zum Teil auch beklemmend. Mit einfachsten Materialien schafft es Zimoun, Klangwelten aufzubauen, die jeden Besuchenden zum Lächeln und Staunen bringen und die Menschen in den Bann zieht. Mir ging es genau so: Bei einem Ausstellungsbesuch lächelte ich zuerst. Eine riesige Wand von aufeinander gestapelten Kartonkisten, jede davon leicht in Bewegung. Eine bebende Wand sozusagen. Wie der Klang erzeugt wird, ist zunächst nicht klar. Es sind Korkenbällchen, die an einem Draht befestigt und an einem Motor angeschlossen, herumwirbeln und an die Kartonwand schlagen. Und dies in oder an jeder einzelnen Kiste – es sind 318: ich bin in der Phase „Staunen“. Und irgendwann merkte ich, dass ich nicht mehr weg wollte. Wie eine grosse Oper kam es mir vor. Zimouns Objekte können aber auch anders: Im Atelier stehen rund 30 Personen und schauen zum Künstler. Hinter ihm steht eine Kartonkiste, die sich leicht bewegt, ein leiser, dumpfer Ton ist zu hören. Alle lächeln. Durch das Gespräch erfahren die Teilnehmenden, wie raffiniert Zimoun mit den Materialien spielt, um unterschiedliche Emotionen beim Betrachtenden auszulösen. Und plötzlich sagt ein Anwesender, er habe ein beklemmendes Gefühl, weil er sich vorstellt, es sei eine Person in der Kiste eingesperrt und die wolle raus.

Karton, wo das Auge hinsieht.

Karton, wo das Auge hinsieht.

Beklemmend war es für mich eher, weil es langsam heiss wurde im Atelier. Die Ersten holten sich ein Glas Wasser und schnappten nach frischer Luft, das Öffnen eines Fensters und einer Tür konnte dem schnell abhelfen. Gebannt hörten sie alle zu und stellten Fragen. Ja, Zimoun hat 5 Assistenten und 2 Praktikanten. Weil er so viel bauen muss – wir erinnern uns an die 318 Kisten mit 318 DC-Motoren, 318 Drähte und 318 Korkenbällchen. Das muss organisiert, bestellt, zusammengebaut, verschickt und aufgebaut werden. Und das in den USA, in Slovenien, in Deutschland oder in Kanada.

Für uns setzte er weitere Prototypen und kleinere Installationen in Gang – wir lächelten, staunten und blieben für Stunden. Ich wünsche Zimoun viel Grosses und Bewegtes und weiterhin viel Erfolg – herzlichen Dank, dass du uns in deine Gedanken und deine Vorgehensweise als Künstler hast blicken lassen.

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Annick Haldemann

Vorstandsmitglied BKG, Präsidentin AC-Stipendium der BKG, Registrar im Kirchner Museum Davos, Vize-Präsidentin OVRA Archives und ehemalige Gastkuratorin im Kunstmuseum Bern.

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