Publiziert am 26. Dezember 2013 von Therese Bhattacharya-Stettler

30 × Bern

Was hat Bern mit dem Kloster von Müstair, den Burgen von Bellinzona, dem Biosphärenreservat Entlebuch gemeinsam? Oder auch mit La Chaux-de-Fonds, dem Aletschgletscher oder dem Weinbaugebiet des Lavaux?  Alle gehören zu den schweizerischen Destinationen, die von der UNESCO als Weltkulturerbe auserkoren worden sind.

30 Jahre ist es nun her, seit die Berner Altstadt in diese Liste der erhaltenswerten Kulturgüter aufgenommen wurde.  Aus diesem Anlass stöberte  Barbara Hofstetter Münger für ihre Diplomarbeit an der Uni Neuchâtel in den Depots des Kunstmuseum Bern und suchte  nach 30 geeigneten Ansichten von Berns Stadtbild. Zunächst als kleine Ausstellung geplant, wurde daraus sodann ein virtueller Spaziergang. Dies ergab die Möglichkeit, die Kunst  hinauszutragen, ganz im Sinne wiederholter Forderungen, beispielsweise  vonseiten des Genfer Kulturministers, der in der Zeitung Le Temps  dafür plädierte, man müsse „sortir les musées de leurs murs“.  Schon Niklaus König träumte davon, als er seine Transparente schuf und mit seinen Diaphanoramen herumreiste.  Teil davon war damals wie auch hier seine von Kerzen hinterleuchtete  Ansicht der  Stadt Bern im Mondlichte, aufgenommen vom Muristalden.

Niklaus König, Die Stadt Bern im Mondlicht, aufgenommen vom Muristalden,  ~1815, 84 x 118 cm, Kunstmuseum Bern, Bernische Kunstgesellschaft.

Niklaus König, Die Stadt Bern im Mondlicht, aufgenommen vom Muristalden, ~1815, 84 x 118 cm, Kunstmuseum Bern, Bernische Kunstgesellschaft.

Ganz unterschiedliche Werke  aus verschiedenen Zeiten wurden unter dem einen Gesichtspunkt  in die Auswahl aufgenommen: Gemälde von Dünz (Ansicht der unteren Stadt von Norden) über Sablets Allegorie der Stadt Bern bis hin zu Victor Surbek oder Wilfrid Moser. Auch Ankers Kleinkinderschule auf der Kirchenfeldbrücke  und Paul Senns Aarebad-Fotografie gehören natürlich dazu,  zudem die Bubenberg-Skulptur von Stauffer-Bern, weiter Aquarelle von Lory oder Aberli bis hin zu Zeichnungen von Vallotton oder Paul Klee.  Aber auch Christos eingepackte Kunsthalle oder Jean-Frédéric Schnyders Ansichten des Bundeshauses oder  der Lorrainebrücke gehören zum Rundgang. Und als 30. Ausblick auf die Stadt figuriert das massstab- und detailgetreu nachgebaute Kunsthalle-Fenster von 1998 des Amerikaners Brian Tolle, in welchem alle bekannten Baudenkmäler der Altstadt zusammengewürfelt aufscheinen.

Gabriel Lory père, Die Kirche zum Heiligen Geist in Bern, 1814, 25,5, x 39,5 cm, Kunstmuseum Bern, Bernische Kunstgesellschaft.

Gabriel Lory père, Die Kirche zum Heiligen Geist in Bern, 1814, 25,5, x 39,5 cm, Kunstmuseum Bern, Bernische Kunstgesellschaft.

Alle  30 ausgewählten Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums geben aber eine bestimmte Ansicht der Stadt Bern wieder. Der virtuelle Parcours, der auch von Bern Tourismus empfohlen wird, kann auch anhand der eingeblendeten Stadtkarte – mit oder ohne iPad oder iPhone in der Hand, auf die sie geladen werden kann – bequem abgeschritten werden. Der jeweilige Standort, von dem aus die betr. Kunstschaffenden zu  den verschiedensten Zeiten ihren Blick auf das Objekt richteten, ist jeweils auf der Karte eingezeichnet. Es wird deutlich, wie sehr sich die Stadt durch die Jahrhunderte  hindurch immer wieder weiterentwickelt und gewandelt hat.

Wir wünschen Ihnen mit 30 × Bern einen schönen Spaziergang durch Berns preisgekrönte Altstadt. 

Veröffentlicht unter Experten am Werk
Schlagwörter: , ,

Therese Bhattacharya-Stettler

Therese Bhattacharya-Stettler war über 20 Jahre am Kunstmuseum Bern tätig und ist vor ihrem Ruhestand im Winter 2013/2014 noch Co-Kuratorin der Ausstellung «Samuel Hieronymus Grimm. A Very English Swiss».

Kommentare

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Bitte füllen Sie alle Felder aus.

Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.

Keine Kommentare