Publiziert am 3. September 2014 von Juerg Luedi

NEUstadt-lab 20stops no 10 (curbstones) – Hodlerstrasse

Das 10 Jahre PROGR Fest und das Labor Schützematte bilden den Rahmen für meine Intervention „NEUstadt-lab 20stops no 10 (curbstones)“: Am 4. September 2014 koloriere ich die Randsteine in den Corporate Identity Farben der beiden Kulturstandorte Kunstmuseum Bern und PROGR – Zentrum für Kulturproduktion mit Bodenmarkierungsbänder.

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NEUstadt-lab 20stops no 10 (curbstones) – Hodlerstrasse

Die Randsteine bilden die Schnittstelle zwischen Strassenraum und Fussgängerzone. Sie definieren als Bewegungszonen das Grundstück zur Strasse als öffentlichen Raum für den nicht motorisierten Verkehr. Die Fussgängerzone bildet einen Zwischenraum und überführt den privaten Raum in den Öffentlichen. Die Randsteine als skulpturale und visuelle Markierungen ordnen die Oberfläche der Stadt. Deren Funktion ist den Raum auf ihre Nutzung hin zu signalisieren. Als Operatoren sind sie Wegmarken, die zwischen dem Bereich für den motorisierten Verkehr und dem Bereich für die nicht-motorisierte Nutzung eine durchlässige Zone definieren. Sie sind zentrale urbane Elemente, die in der Rethorik des Gehens in der Stadt von De Certeau[1] als Akteure eine wichtige Rolle spielen.

Die künstlerische Intervention als partizipativer Prozess koloriert mittels Bodenmarkierungsbändern in der Farbwerten der Institutionen Kunstmuseum Bern und PROGR die Randsteine und öffnet so einen atmosphärisch neuen Raum, der die beiden Kulturräume und die Verbindung zur Schützenmatte farblich in Bezug setzt , ohne dass bauliche Veränderungen vorgenommen werden müssen.

Der Zwischen-Raum, der von den Fussgängern und Strassenverkehrsteilnehmerinnen alltäglich genutzt wird, gerät in Schwingung, formt eine Abstraktion[2] und erlaubt ein durch individuelle Begehung ein „ins Gedächtnis erinnern“[3]. Zusammen mit der Öffnung der Turnhalle zur Hodlerstrasse erlaubt die künstlerische Intervention dem Flanierenden und Autofahrenden, in einem begrenzten Raumabschnitt sich Zeit zu nehmen eine Grenzerfahrung neu zu erleben. Die künstlerische Intervention entschleunigt. Sie öffnet einen Projektionsraum, der andere qualitativ wertvolle Optionen denk- und erlebbar werden lässt. Die Gehenden und Fahrenden durchschreiten diesen Raum anders als gewohnt. Dies führt zu neuen unerwarteten Einprägungen und Aneignungen.

Die farbliche Verfremdung spielt in einem Koordinaten-System von Kunst-Orten und transformiert die Eindeutigkeit des alltäglichen Verkehrsystems. Die künstlerische Intervention als Praktik Räume zu definieren, um Orte und Nicht-Orte zu imaginieren[4], bietet so einen konkreten Beitrag zu einem Stadtentwicklungsprozess.

Mit „NEUstadt-lab 20stops no 10 (curbstones)“ verlinke ich zur PROGR SHOW “Kunst in Bau”. Die Künstler/innen zeigen in ihren Arbeiten, die am PROGR Fest 2014 vom 4. – 7. September sichtbar sein werden, neue überraschende Einsichten und Aussichten im und aus dem PROGR und setzen mit ihren Beobachtungen und Erkundungen an der Fassade zum Innenhof Akzente, die am Tag von Innen und in der Nacht von Aussen leuchten werden.


[1] De Certeau, „Kunst des Handelns, Kapitel VII Gehen in der Stadt“, S.179ff; MERV Verlag
[2] Piet Mondrian, „Broadway Boogie Woogie“ 1942-43. Oil on canvas, 50 x 50″ (127 x 127 cm), MoMa: http://www.moma.org/collection/object.php?object_id=78682
[3]dito: De Certeau
[4] Ryuichi Sakamoto, „Broadway Boogie Woogie“ , Videoclip 4:34’, Blade Runner MV http://wn.com/Broadway_Boogie_Woogie

Veröffentlicht unter Gastbeitrag
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Juerg Luedi

Künstler mit Fokus auf Kunst im öffentlichen Raum, Installation und Intervention, Conceptual und Performance, Master in Fine Arts Major Art in Public Spheres, PROGR Performance Plattform PPP, NEUstadt-lab 20stops, 10 Jahre PROGR Fest, Public Spheres Practices (Blog). Website von Juerg Luedi

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