Publiziert am 2. Januar 2015 von Matthias Frehner

2015 vorhergesehen

An dieser Stelle freute ich mich vor einem Jahr auf die Ausstellung der Winterthurer Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) als einen der Höhepunkte von 2014. Obwohl die Ausstellung Besucher wie auch Medien zu begeistern wusste, wurde sie bald von unvorhergesehenen Ereignissen in den Schatten gestellt. Seit dem Bekanntwerden der Erbschaft von Cornelius Gurlitt war diese das Hauptthema in der öffentlichen Diskussion über das Kunstmuseum Bern. 2014 sorgte für Überraschungen. Und sicher hält auch 2015 einige Wendungen für uns bereit. Was jedoch zum Jahresanfang wieder feststeht und worauf ich mich von neuem sehr freue, ist unser Ausstellungsprogramm.

Am 12. März laden wir Sie zur ersten Eröffnung des Jahres ein. Mit Max Gubler (1898–1973) zeigen wir einen grossen Schweizer Maler, der bis in die 1960er-Jahre gar als «einziges Genie der Schweizer Malerei» galt. Er ist eine der grossen tragischen Künstlerpersönlichkeiten der Schweiz, geriet er doch nach seiner Einweisung in eine Klinik fast in Vergessenheit. Werke seiner letzten vier Schaffensjahre wurden unter Verschluss gehalten und sind erst seit kurzem wieder zugänglich. Das Kunstmuseum Bern organisiert die erste wirkliche Retrospektive Max Gublers auch aus Anlass eines bedeutenden Werklegats, das 2014 in die Sammlung gelangte.

max_gubler

Die erste Ausstellung des Jahres.
Max Gubler, Doppelbildnis mit Katze, um 1952. Öl auf Leinwand, 162 x 130 cm, Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen © Eduard, Ernst und Max Gubler-Stiftung, Zürich

Ab Ende April werfen wir in der Ausstellung Stein aus Licht. Kristallvisionen in der Kunst durch die Facetten des Kristalls einen Blick auf die Kunst von der Romantik bis in die Gegenwart. Es werden Werke aus verschiedenen Epochen zu sehen sein, darunter die Matrixen-artigen Bilder von Lyonel Feininger, Paul Klee und Fritz Winter, oder Meret Oppenheims Kristallbrunnen, der durch Wasser starre Formen zum Leben erweckt.

Am 27. August feiern wir die Eröffnung der Ausstellung zu Henri de Toulouse-Lautrec (1864–1901). Thema der grossen Herbstausstellung ist erstmals Toulouse-Lautrecs Verhältnis zur Photographie. Dieser hat selber zwar nie photographiert, liess jedoch seine Modelle und sich selbst immer wieder von anderen photographieren und besass ein photographisches Auge wie kaum ein anderer Künstler seiner Zeit. Die Ausstellung konfrontiert Gemälde, Zeichnungen, Lithographien und Plakate mit zeitgenössischen Photographien, die Toulouse-Lautrec oft als Vorlage dienten.

Spannend verspricht auch die Begegnung mit Silvia Gertsch (*1963) und Xerxes Ach (*1957) zu werden: Dem Berner Künstlerpaar widmen wir mit der Ausstellung Sinnesreize die erste konzentrierte Doppelausstellung im Kunstmuseum Bern. Und Schliesslich werden Sie ab dem 26. November die Gelegenheit haben, dem künstlerischen Schaffen von Ricco Wassmer (1915 – 1972) zu begegnen, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern würde.

Auch die Kunstsammlung Cornelius Gurlitt wird im nächsten Jahr wieder ein zentrales Thema sein. Wann die ersten Werke, die nicht unter Raubkunstverdacht stehen, in unseren Ausstellungsräumen zu sehen sein werden, können wir Ihnen noch nicht sagen. Somit bleibt auch im 2015 noch Potential für unvorhergesehene Wendungen.

Veröffentlicht unter Blick hinter die Kulissen
Schlagwörter:

Autor

Matthias Frehner

Seit 2002 Direktor des Kunstmuseum Bern, davor 1996 - 2002 Kunstredaktor der Neuen Zürcher Zeitung und von 1988 - 1996 Konservator der Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» in Winterthur.

Kommentare

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Bitte füllen Sie alle Felder aus.

Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.

Keine Kommentare