LOUISE AESCHLIMANN UND MARGARETA CORTI-STIPENDIUM 2016
Vor genau zwanzig Jahren, also im Jahr 1996, wurden die Louise Aeschlimann-Stiftung und die auf einem bedeutenden Legat der Bieler Gemeindeangestellten Margareta Corti (1899 –1989) begründete Stiftung zu einer Stiftung verschmolzen. Welch schöner Zufall, dass bedingt durch den jährlichen Turnus, die Ausstellung des AC-Stipendiums heuer im Bieler Kunsthaus CentrePasquArt stattfindet. Und noch ein Jubiläum: Die Stipendienvergabe ist bereits seit siebzig Jahren an eine Ausstellung im Geiste des heutigen AC-Stipendiums gekoppelt.
Es gibt jedoch nicht nur historische Gründe, das AC-Stipendium zu feiern, denn grundsätzlich gilt: Kunst bringt Rosen! Der Strauss qualitativ hochstehender Werke, der vom 24. April bis 12. Juni 2016 im Kunsthaus CentrePasquArt in Biel gezeigt wird, ist so bestechend, eindrücklich und ja, auch schön, wie es eben Rosen so an sich haben.
Die Jury hatte in diesem Jahr die Aufgabe, aus 76 Eingaben die Teilnehmer/-innen der Ausstellung zu bestimmen. In ihrem Bericht schreibt sie: «Eine Aufnahme in die Ausstellung ist ausdrücklich als Auszeichnung zu werten.» Ihre Wahl fiel auf insgesamt 16 künstlerische Positionen. Aus diesem Kreis wiederum wurden die Gewinner/-innen der Haupt- und Förderstipendien bestimmt. In die Bewertung der Eingaben flossen sowohl die Beurteilung der eingereichten Einzelwerke, als auch diejenige des Gesamtwerks gleichermassen mit ein.
Zur Vergabe der Haupt- und Förderstipendien stand in diesem Jahr eine Gesamtsumme von CHF 65’000 zur Verfügung. Die Jury hat sich entschieden, ein Hauptstipendium zu CHF 25’000 und vier Förderstipendien zu je CHF 10’000 zu vergeben. Und so gratulieren wir: dem Künstlerkollektiv Barbezat-Villetard zum Gewinn des Hauptstipendiums sowie Michael Blaser, Martin Jakob, Selina Lutz und Sinae Yoo zum Erhalt je eines Förderstipendiums und allen ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern!
Insgesamt sind in der Ausstellung Werke in den unterschiedlichsten Medien vertreten. Sie widerspiegeln eine vielfältige Bandbreite des jungen bildenden Kunstschaffens aus dem Kanton Bern: Die Verbindung klassisch abstrakter Malerei mit konzeptuellen Ansätzen zeichnet die Arbeiten von Simon Fahrni (*1987) und Sereina Steinemann (*1984) aus. Selina Lutz (*1979) und Rebecca (*1986) verbindet ein tiefes Interesse an einem assoziativen Umkreisen einer Thematik. Mit raumgreifenden Arbeiten auf Papier begibt sich Katrin Hotz (*1976) in das Spannungsfeld von Malerei, Zeichnung, Relief und Installation. Während Vera Trachsel (*1988) mit einfachem, weissem Papier unsere Wahrnehmung auf den Prüfstand stellt und die Grenzen zwischen Objekt, Bild und Abbild auslotet. Ebenfalls in Weiss gehalten ist eine Arbeit des Duos Barbezat-Villetard (*1981 / *1987), welche mit der Schrift in Neon «je suis l’espace où je suis» unmittelbar die Wahrnehmung des Ausstellungsraums verändert und eine Gedanken- und Assoziationskette anstösst. Dazu auch das Werk Castor und Pollux, mit dem es ihnen gelingt, ein komplexes Spannungsfeld zwischen Fragilität und Stabilität, Prinzip und Variation, Zeichnung und Skulptur visuell und technisch überzeugend aufzubauen. Physisch herausfordernd sind die skulpturalen Installationen von Martin Jakob (*1989), Matthias Liechti (*1988) und Reto Steiner (*1978). Daneben die fotografische Serie von Michael Blaser (*1979), die zwischen Figuration und Abstraktion einen mitunter kritischen Blick auf unseren gestalteten Lebensraum wirft. Und Maya Hottarek (*1990) lässt uns mit ihrer Diaprojektion über die Flüchtigkeit des Moments nachdenken.
Sinae Yoo (*1985) gelingt überzeugend die Kombination östlich-koreanischer Kulturtradition mit westlichen Formen. Einen kritischen Kommentar auf den zeitgenössischen Kunstbetrieb nimmt Thomas Moor (*1988) vor, wenn er Verpackungsmaterial an der Wand hängend als Werk zur Diskussion stellt. Im Bereich des Experimentalfilms und der Videokunst zeugen die beiden Gemeinschaftsarbeiten von Nicolas Raufaste und Magali Dougoud (*1988 / *1986) einerseits, Tanja Schwarz und Roger Fähndrich (*1987 / *1982) andererseits, von der intensiven Auseinandersetzung der Kunstschaffenden mit Themen wie Individuum und Gesellschaft vor dem Hintergrund unserer globalisierten Lebenswelt.
Als neue Jurypräsidentin des AC-Stipendiums lade ich Sie im Namen der Louise Aeschlimann und Margareta Corti-Stiftung sowie der Bernischen Kunstgesellschaft herzlich ein, den Strauss Rosen der jungen Künstlerinnen und Künstler neugierig und wohlwollend anzunehmen.
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