Publiziert am 21. Mai 2015 von Sarah Merten

Kunstmuseum Bern@PROGR: Überraschungen und Premièren aus der Sammlung Gegenwartskunst

Es ist kein Geheimnis, dass das Kunstmuseum Bern nicht die räumlichen Kapazitäten hat, seine umfangreichen Sammlungen permanent und vollständig zu zeigen. Zahlreiche bemerkenswerte Trouvaillen schlummern in den verschiedenen Depots, die das Museum unterhält. Daher ist das Kunstmuseum Bern darin bestrebt, seine Sammlungsbestände immer wieder in neuen Kombinationen und Formaten zu präsentieren, wodurch jedes Mal andere und überraschende Begegnungen mit Kunstwerken ermöglicht werden.

Mit dem „Fenster zur Gegenwart“ im PROGR unterhält die Abteilung Gegenwartskunst des Kunstmuseum Bern eine Satellitenstation, in welcher regelmässig Werke aus der hauseigenen Sammlung im Dialog mit den Ausstellungen der Stadtgalerie das Publikum überraschen sollen. Die installative Videoarbeit „Kollaps“ (2006) des in Zürich wohnhaften Künstlers Stefan Burger wird zum ersten Mal, seitdem das Werk im Jahr 2009 durch einen Ankauf der Stiftung Kunst Heute Eingang in die Sammlung des Kunstmuseum Bern fand, präsentiert. Das ist jedoch nicht die einzige Première: „Kollaps“ ist ausserdem die erste Videoarbeit, die der Künstler je schuf. Denn Stefan Burger studierte zunächst Fotografie an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich (heute ZHdK) und interessierte sich besonders dafür, das Medium mit seinen eigenen Mitteln zu untersuchen. Er legte in seinen fotografischen Arbeiten also die Mechanismen und Strategien der Fotografie an sich offen und interessierte sich ausserdem dafür, wie Fotografie von der reinen Abbildhaftigkeit befreit werden kann. Diese Auseinandersetzungen führten ihn schon bald zu anderen künstlerischen Medien wie etwa zur Fotocollage, zur Installation oder zum Video.

Stefan-Burger-Sarah

Das Team des Kunstmuseums und Stefan Burger (links im Bild) beim Aufbau der Videoinstallation.

 

„Kollaps“ entstand dann während einem mehrere Monate dauernden Atelierstipendium in Genua, Italien. In der Hafenstadt sammelte der Künstler Abfälle – ein beiges Pressspanbrett mit ausgesägter Öffnung für eine Küchenspüle, den blauen Blechdeckel einer Tonne und ein grünes Brett aus Leichtbauholz –, arrangierte diese zu einem abstrakten Stillleben und hielt die Komposition während vier Minuten mit der Videokamera fest. Lange geschieht nichts und das Video gaukelt uns vor, ein fotografisches Standbild zu sein. Erst ganz zum Ende hin erfüllt die Videoarbeit ihr gängigstes Charakteristikum und wird zum bewegten Bild. Was allerdings passiert, sei an dieser Stelle nicht verraten. Sonst wär’s ja keine Überraschung mehr…

Stefan Burgers Videoarbeit „Kollaps“ (2006) ist vom 22. Mai bis zum 11. Juli im Fenster zur Gegenwart im PROGR zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 14–18h; Samstag 12–16h. Vernissage: Donnerstag, 21. Mai, 18h

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Sarah Merten

Sarah Merten ist Kunsthistorikerin und seit 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Gegenwartskunst am Kunstmuseum Bern tätig.

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