Publiziert am 26. Juni 2015 von Holger Hoffmann

Kunst treibt Schweiss

„Kunst trägt Früchte“ war das Thema, unter dem das diesjährige AC-Stipendium stand. Kunst kann aber auch Schweiss treiben, wenn die BKG im Juni bei Temperaturen von 30 bis 35oC eine Kunstreise an die Biennale nach Venedig macht. Dies galt im besonderen Masse für den Reiseleiter, wenn eine Teilnehmerin am Abend vor der Abreise wegen der drohenden Hitze absagt, ein Ersatz zu finden war, was nach ca. 20 Telefonanrufen endlich gelang oder wenn ein Teilnehmer den Zug verpasst und mit dem Flugzeug doch noch am nächsten Morgen zur Gruppe stossen konnte. Aber dann hat alles bestens geklappt. In erster Linie dank der äusserst kompetenten und charmanten Führung von Kathleen Bühler durch die Länderpavillons in den Giardini und durch die Ausstellung von Okwui Enwezor im Arsenale. Kathleen, die uns bereits zum vierten Mal nach Venedig begleitete, hat es auch dieses Mal verstanden, mit viel Hintergrundwissen komplexe Werke nahe zu bringen, uns in lebhafte Diskussionen zu verwickeln und unsere muntere Truppe von Höhepunkt zu Höhepunkt zu führen.

Biennale_Gruppe

Letzte Instruktionen vor dem Dänischen Pavillon

 

Wie an jeder vergleichbaren Grossausstellung zeitgenössischer Kunst gibt es viele Werke, die nicht alle ansprechen und unverständlich bleiben. Am Schluss überwiegen aber die positiven Eindrücke und jeder von uns konnte seine persönlichen Highlights erleben. Und davon gab es auch dieses Mal einige. Der Schweizer Pavillon gehörte für mich nicht unbedingt dazu. Beeindruckt haben mich vielmehr der englische Pavillon mit den phallisch-aggressiven Arbeiten von Sarah Lukas, der „grüne“ russische, der poetisch japanische oder der serbische, in dem die „United Dead Nations“ präsentiert wurden. Unvergesslich bleiben wird mir ebenfalls der witzige, aber tiefgründige australische Pavillon mit Arbeiten von Fiona Hall oder jener von Hong Kong, in dem Tsang Kin-Wah die Videoinstallation „The Infinite Nothing“ zeigt. Bemerkenswert auch im zentralen Pavillon das dreiteilige Filmessay „Vertigo Sea“ von John Akomfrah, das einem in schneller Bilderfolge die Grandiosität der Natur und die Brutalität der Menschen vor Augen führt oder im Arsenale die Tonaufnahmen aussterbender indigener Völker in Südamerika.

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Chiharu Shiota, «The Key in the Hand», Japanischer Pavillon

 

Und immer Venedig selber, das sich von seiner strahlendsten Seite zeigte ohne übermässig überlaufen zu sein. Die afrikanischen Louis Vuitton Taschenverkäufer fehlten ebenso wenig wie die Selfie Stick Anbieter. In Erinnerung bleiben wird uns das Nachtessen im lauschigen Gartenrestaurant, das wunderbare italienische Gelato und der spritzige Prosecco.

Biennale_Phoenix

Xu Bin, «The Phoenix», Arsenale 2015

 

Während ich meine Eindrücke schreibe, fahren wir immer noch leicht verschwitzt, müde aber zufrieden im klimatisierten Pendolino am Gardasee vorbei zurück nach Bern, wo ein Gewitter bereits für Abkühlung gesorgt hat und uns einen gigantischen Sonnenuntergang bereitet.

Veröffentlicht unter Allgemein, Gastbeitrag
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Holger Hoffmann

Holger Hoffmann ist Präsident der Bernischen Kunstgesellschaft, organisiert und leitet zusammen mit Marco Ryter seit Jahren die Kunstreisen der BKG. Nebst Venedig die mittlerweile legendären Reisen nach Texas, Shanghai oder Berlin.

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