Homoerotik und Hodler – nach einem Gespräch zwischen Christoph Studer-Harper und Claudia Barth
Seine Installation «Final Touches» in der République Géniale:
Zwei massive Holz Strukturen
selbst gefertigtes Werkzeug
(oder Spielzeug?)
Seile
weisse Kleidung.
Wir zwischen den beiden Strukturen.
Der aufgehängte Score bestätigt, wofür ich nicht lange brauche um zu verstehen:
Das Werkzeug das dort hängt,
wird gebraucht um eine der Strukturen
sich selber zu bearbeiten,
nein, nicht ich mich selber,
er sich selber.
Eine weitere Performance über Schmerzen, Durchhaltevermögen und Körper?
Vielleicht, aber ich glaube es ist ein bisschen komplizierter, zum Glück.
Die Ästhetik der ganzen Installation lässt mich an die BDSM und Fetischkultur denken.
Kein Leder, kein Metall, kein Latex, aber Holz.
Holz und eine sehr alte, traditionelle Technik dieses zu behandeln und zu verstreben.
Während ich dies schreibe steigt eine Erinnerung an meinen Großvater in mir auf:
mein Großvater wie er Holzpfähle in die zu umzäunende Weide schlägt.
Die starken Hände eines Bauern.
Das einfache ländliche Leben das er lebte.
Seine Offenheit
seine Zärtlichkeit
seine Liebe für alles Lebende.
Holz das stark und verletzlich zugleich ist.
Holz das lebt und die Spuren der Zeit in sich trägt.
Holz das sich bewegt, die Farbe ändert.
Holz das mich schützt.
Holz das eine Tonne wiegt.
Holz das bricht.
Holz das schwimmt.
Holz das sinkt.
Holz das brennt.
Holz das riecht.
Holz das bearbeitet ist.
Holz das unbearbeitet ist.
Holz das sensibel ist.
Holz das warm ist.
Buche, Esche, Fichte, Ahorn, Kirsche
Schmerz ist nicht im Vordergrund
Spuren sind es.
Spuren von Holz
Spuren von Seilen
Spuren von Ideen
Spuren von Davor
Spuren von Danach
Spuren von Verletzlichkeit
Spuren von Tradition
Spuren von Vorfahren
Spuren von Körpern
Spuren auf einem Körper
Spuren auf einer Struktur
Spuren auf einem Experiment
Spuren auf der Wand
Spuren auf dem Boden
Spuren auf den Kleidern
Spuren auf seinen Rippen
Spuren in seinem Rachen
Spuren in meinen Gedanken
Spuren in der Luft
Spuren auf Spuren
Spuren / keine Spuren
Schmerz ist nicht im Vordergrund.
Safety und Consensus sind es:
Ernsthafte Neugierde an dem Begehren des/r Anderen
Ich zitiere den Künstler:
„Stark und verletzlich
Homoerotik und Hodler
Sensible Maskulinität“
Nur Gegensätze, wenn wir sie dazu machen.
Text: Claudia Barth
Veröffentlicht unter Allgemein, République Géniale