Die Fotografien der Hahnlosers: Eine Sammlergeschichte in Bildern
Als Auftakt zur Ausstellung der Sammlung Hahnloser prangt ein monumentales Gruppenfoto an der Wand der hohen Treppenhalle im Kunstmuseum Bern. Es zeigt das Sammlerpaar Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler, vereint mit ihren Künstlerfreunden Ker-Xavier Roussel, Henri Manguin und seiner Frau Jeanne sowie Hedys Cousin, Richard Bühler, der ebenfalls Kunst sammelte. Selbstbewusst, sitzend wie stehend, gruppieren sie sich um die graziöse Figur L’Eté von Aristide Maillol im Park der Villa Flora in Winterthur, dem Wohnsitz der beiden Sammler. Den einen und anderen ist die Anstrengung anzusehen, die damals, 1916, für die Aufnahme mit Plattenkamera und Langzeitbelichtung nötig war. Der Fotograf ist unbekannt, umso geschichtsträchtiger ist der Zeitpunkt des Gruppenporträts: Während im Ausland der erste Weltkrieg tobt, eröffnen die Kunstfreunde in Winterthur am 2. Januar den Neubau des Kunstmuseums und finden sich aus diesem Anlass auch in der Villa Flora ein. Über Jahre hatten sie sich für den Neubau eingesetzt und das Ihre dazu beigetragen: die Künstler ihre Werke sowie Impulse im Austausch und der Vermittlung zahlreicher Werke befreundeter Künstler, besonders aus Frankreich; die Sammler durch regelmässige Ankäufe und ihr persönliches Engagement: Arthur Hahnloser und Richard Bühler gehörten dem Kunstvereinsvorstand an, und Hedy Hahnloser veranstaltete in der Villa Flora rege Diskussionsrunden zum aktuellen Kunstgeschehen; beiderorten wurden die Weichen für eine radikale Neuausrichtung der öffentlichen Kunstsammlung und des Museumsneubaus gestellt.
Im Katalog zur Ausstellung und im Film “Villa Flora, ihre Sammler, ihre Künstler“, der ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist, tauchen abermals historische Fotografien der Hahnlosers auf: Porträts der beiden Sammler und ihrer Kinder Lisa und Hans Robert; Gruppenbilder mit Künstlerfreunden wie den bereits genannten Henri Manguin und Ker-Xavier Roussel, ausserdem mit Félix Vallotton, ihrem “Lieblingskünstler”, oder mit Pierre Bonnard und Henri Matisse. Letztere beide trafen sie öfters in Südfrankreich, nachdem sie bei Cannes einen Zweitwohnsitz bezogen hatten. Dazwischen gibt es immer wieder Aufnahmen vom Park und den Wohnräumen der Villa Flora, die allesamt reichlich mit ihrer Kunst – Gemälden und Plastiken, aber auch mit Zeichnungen und Grafiken, meistens in Mappen – ausgestattet waren.
Hauptsächlich ist es den Nachfahren von Arthur und Hedy Hahnloser – inzwischen sind es vier Generationen – zu verdanken, dass die Fotografien über die Jahre erhalten und in Ausstellungen sowie Publikationen regelmässig einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Es sind äusserst wichtige Zeugnisse zur Biografie des Sammlerehepaars, ihres Umfelds und ihrer Passion für die private und öffentliche Kunstsammlung, aber auch ihrer Reisen und nicht zuletzt ihrer Freizeitvergnügen wie Boots- und Schlittenfahrten oder gemeinschafltiche Picknicks im Freien. Die Aufnahmen künden von einem avantgardistischen Zeitgeist und bilden gleichermassen die Sammlergeschichte wie auch ihre Einbettung in ein Umfeld progressiver SammlerInnen, KünstlerInnen und weiterer Kunstinteressierter ab, die sich damals in Winterthur und anderen Schweizer Städten formierte. Es war dies eine Aufbruchstimmung, die sich bis heute unter anderem in den hochkarätigen Museumsbeständen französischer und schweizerischer Moderne wiederspiegelt und aktuell natürlich in der Ausstellung zur Sammlung Hahnloser im Kunstmuseum Bern.
Die Ausstellung «Van Gogh bis Cézanne, Bonnard bis Matisse. Die Sammlung Hahnloser» läuft noch bis am 11. März 2018.
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Schlagwörter: Sammlung Hahnloser, Villa Flora, Winterthur