Publiziert am 11. Oktober 2018 von République Géniale

Die 8te Woche République Géniale

re*hear*se – Protocols of the Future – Kunst aus dem Koffer – die Unsterblichkeit des Todes und nach dem Ja ein Beuys’sches “Nee nee nee nee“. 
Ausserdem ist die République Géniale diese Woche Gastgeber für die Jahrestagung des Internationalen Künstler Gremiums.

Gestern wurde die achte Woche der République Géniale von Moritz Wappler, Student der Perkussionsabteilung der Hochschule der Künste Bern, quasi rituell eingeleitet; Moritz übt – im Rahmen des Moduls «re*hear*se – üben! üben! üben!» – das Stück «Timbre – for wooden simantras» für 6 Perkussionisten von Michael Gordon ein. «Simantras» sind extrem obertonreiche Holzblöcke, die ihren Ursprung in der rituellen Praxis der östlichen orthodoxen Kirche haben. In der Musik von Michael Gordon verschmilzen subtile rhythmische Prozesse zu einer dichten Mixtur, die Alex Ross vom «The New Yorker» als «die Wut des Punkrock, die nervöse Brillanz des Free Jazz und die Unnachgiebigkeit der klassischen Moderne» beschreibt.

Die République Géniale ist ab Donnerstagabend Gastgeber für die dreitägige Jahrestagung des Internationalen Künstler Gremiums IKG: an die 40 Künstler beziehen das Territorium der République Géniale und bringen «Kunst aus dem Koffer» mit.

Das internationale Künstlergremium, 1972 von Künstlern wie Joseph Beuys, Jochen Gerz und Klaus Staeck gegründet, setzt sich für Kunst-, Informations- und Pressefreiheit, für kulturelle Selbstbestimmung, Toleranz und kulturelle Vielfalt ein und nimmt damit eine äquivalente Rolle zum PEN Club der Schriftsteller ein. Galt es zur Gründungszeit vorallem den «Eisernen Vorhang» zu überwinden und die Künstlerkontakte zwischen Ost und West zu pflegen und zu fördern, so stellen sich heute neue Herausforderungen an das IKG. Dass dies nicht wirkungslos ist, wird am «Ringgespräch» am Freitag Nachmittag deutlich, an dem Gründungsmythen aber auch aktuelle Berichterstattung erfolgt. Der Kultur-Texter Konrad Tobler berichtet dazu aus der «Künstler-Republik Bern» der 1970er Jahre.

Blog_ArnoldDreyblatt_Protocols-of-the-Future

Arnold Dreyblatt bei den Vorbereitungen für «Protocols of the Future»

Integraler Programmteil der IKG Tagung sind die Produktionen der République Géniale:
Arnold Dreyblatts «Protocols of the Future» ist eine szenische Lesung der Gründungsprotokolle der «Free International University» FIU mit dem Berner Schauspieler Peter Zumstein und sechs Leserinnen aus den Reihen des IKG, die die Rollen von u.a. Joseph Beuys, Heinrich Böll und Klaus Staeck einnehmen und selbst ein Rudi Dutschke seinen etwas ratlosen Kommentar dazu abgibt.

Blog_ImmortelleDuMonde

Die Erarbeitung im Sinne eines «Living Archive» von von Robert Fillious «L’Immortelle Mort Du Monde» aus dem Jahr 1960 kommt in eine zweite Phase mit erweitertem Team. Dieses «Auto-Theater» / «Selbstspielendes Theater» ist ein Vehikel, das zufallsgeniert in nicht voraussehbare Richtungen lenkt und keinerlei vorbestimmte Erwartungen erfüllt.

Dorothea Schürch bringt mit ihrem Audio-Scoring von Joseph Beuys’ legendärem Tonband-Performance «Ja ja ja ja ja Nee nee nee nee nee» aus dem Jahre 1968 diesmal das «Nee» mit, nachdem das «Ja» schon am 19. August performt wurde. Am 1. November November werden das «Ja» und «Nee» anlässlich des Symposiums «Archive des Ephemeren» zusammengeführt.

Für das leibliche Wohl sorgt EAT ART Fredie Beckmans aus Amsterdam. Der selbsternannte «Champignon du Monde» und Präsident des «Worstclub Mondiale» weiss nicht nur über Pilze, Palindrome und Würste Bescheid, sondern gibt sich redlich Mühe in bester dadaistischer Tradition the «worst worst artist» zu sein und uns auf eine «Zwecklose Wanderung» mitzunehmen. Dabei «pfeift er auf den Salat» ein Rezept aus der Haute-Cuisine nach Paul Bocuse.

Am Samstag Abend erhält die République Géniale majestätischen Besuch, oder erwartet uns eine territoriale Aneignung des «Kingdom» Die Noise Music-Veteranen Carl Michael Von Hausswolff und Leif Elggren, Graham Lewis von der Post Punk-Band Wire, dessen Tochter Klara Lewis (veröffentlicht beim renommierten Label «Editions Mego» elektronische Musik) und Marja-Leena Sillanpäa spielen im Rahmen des zweitägigen Staatsbesuches von Elgaland-Vargaland am Samstag Abend Konzerte im Poïpoïdrom der République Géniale. So wird der Anbau des Kunstmuseums einmalig zum nächtlichen Underground-Musikclub.

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République Géniale

Anhand dieser Blogartikel, Interviews und Videos von und mit den Beteiligten wird fortlaufend dokumentiert und reflektiert, was in der «République Géniale» stattfindet.

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