Das Museum gibt zu reden
Bei uns an der Kasse steht neuerdings auf einem Schild «Wichtiger Hinweis. Die Ausstellung zeigt explizit sexuelle Werke». Gemeint ist die Ausstellung «Das schwache Geschlecht» mit ihren strippenden Männer und sporadischen Erektionen. Die Warnung deutet darauf hin, dass es sich um eine kontroverse Ausstellung handelt, eine Ausstellung, die aneckt und die zu reden gibt. Natürlich nicht nur über männliche Sexualität, sondern über das Mann-sein ganz allgemein.
Die Diskussion ist für uns nicht einfach ein notwendiges Übel, sondern etwas, das wir begrüssen und fördern wollen. Wir sassen deshalb im Vorfeld zusammen, die Kuratorin, die Kunstvermittlung und wir von der Kommunikationsabteilung, um zusammen einen Plan auszuhecken, wie wir dem Gespräch eine Plattform bieten können.
Einen Teil des Resultats haben Sie gerade vor Augen. So wie ich es gerade tue, verfasste die Kuratorin Kathleen Bühler auf diesem Blog jede Woche einen Artikel und stellte dabei einen Aspekt der Ausstellung zur Diskussion. Über die Kommentarfunktion am Seitenende hatten die Leserinnen und Leser die Möglichkeit sich zu äussern (was natürlich auch bei diesem Beitrag funktioniert). Und diese Möglichkeit wurde auch rege genutzt, vor allem beim Umfang der Kommentare wurden alle unsere Erwartungen übertroffen.
Doch auch in der Ausstellung selbst wollten wir die Diskussion anstacheln. So haben wir zwei Computer aufgestellt und konfrontieren den Besucher mit verschiedenen Fragestellungen. Auf «Das ist männlich an mir: …» gingen zum Beispiel folgende Antworten ein:
- Meine Angst vor starken Frauen
- Dass ich meinen Weg gehe, an mir arbeite und mich in meiner Haut als Mann wohl fühle.
- Der Ehrgeiz-Kinn-Platz, den ich im ÖV beanspruche.
- Meine Fähigkeit zu bluffen
- Meine Nase
- Penis, Minderwertigkeitsgefühle, Bieraffinität, Unfruchtbarkeit
Museen sind traditionellerweise Orte, an denen Objekte gezeigt werden. Ruhe bitte. Die Diskussion gehört an einen anderen Ort, in eine Beiz oder vielleicht in die Medien. Und doch spricht nichts dagegen, dass die Debatte nicht im Museum selbst stattfinden kann. Unsere Dialog-Massnahmen für «Das schwache Geschlecht» zeigen, dass es möglich ist und dass die Besucherinnen und Besucher gerne mitmachen. Vielen Dank. Wir werden diesen Weg gerne weitergehen.
Veröffentlicht unter Blick hinter die Kulissen
Schlagwörter: Das schwache Geschlecht, Digital