Dance Master Class zur Cunningham Technique: Interview mit Gabriela Schneider
Am Freitag, 21. September fand im Rahmen der République Géniale eine Dance Master Class zur Cunningham Technique mit Jeannie Steele vom Ballet Rambert, London statt. Gabriela Schneider ist langjährige Mitarbeiterin im Kunstmuseum Bern und hat an diesem Training teilgenommen. Im Interview erzählt sie von der Erfahrung, mitten im Museum ihrer langjährigen Passion nachzugehen.
Gabriela, du hast an der Dance Master Class mit Jeannie Steele vom Rambert Ballet teilgenommen. Was war das für eine Erfahrung?
Als ich bei Facebook die Veranstaltung «Masterclass Cunningham Technique» entdeckte, wusste ich sofort, dass ich unbedingt daran teilnehmen möchte. Das war so richtig aus dem Bauch heraus klar. Der Kopf und die Zweifel kamen erst etwas später…. Schaffe ich das überhaupt noch? Kommen da nur Junge? …. Tanzprofis? Blamiere ich mich? …etc. Da ich aber seit Langem übe, auf meinen Bauch zu hören, habe ich den Schritt gewagt.
Das Erdgeschoss des Atelier 5-Baus hatte sich in meiner Abwesenheit in eine Bühne verwandelt, mit Scheinwerfern, Tanzboden, Zuschauertribüne, Bühnenbild. Es war beeindruckend und passte wunderbar in diesen grossen, offenen Raum. Ich kam und Jeannie war sofort bei mir und begrüsste mich herzlich. Alle meine Zweifel waren weg und ich dankte meinem Bauchgefühl! :))
Die Cunningham Masterclass sowie der Ort fühlten sich schliesslich für mich – etwas kitschig ausgedrückt – an wie «zuhause sein». Als langjährige Mitarbeiterin kenne ich das KMB gut und Tanzen ist fast wie Velofahren: was der Körper einmal gut gelernt hat, bleibt gespeichert, etwas eingerostet zwar, aber doch erstaunlich schnell wieder abrufbar. (Ich war 15 Jahre lang Tänzerin – Tanztheater/Modern Dance… vor 20 Jahren habe ich meine Tanzkarriere an den Nagel gehängt.)
Was habt ihr konkret gemacht?
Wir waren eine Gruppe von 12 Teilnehmenden (1 Tänzer, 11 Tänzerinnen) verschiedenen Alters. Die Masterclass fand direkt auf der Bühne, mit Bühnenbeleuchtung und in Anwesenheit des «normalen» Museumspublikums statt. Jeannie erklärte uns zu Beginn des Trainings, dass Merce Cunningham nie Musik benutzte. Dass es ihm wichtig war, den Rhythmus/den Puls einer Choreographie sowie die Gruppendynamik zu spüren und unabhängig von Musik tanzen zu können. Jeannie führte uns sehr kompetent und mit ihrer Stimme als Musikersatz/als Puls durch ein klassisches Cunningham Warm-up. Dies beinhaltet diverse Elemente aus dem klassischen Ballett, zudem Curves und Tilts und Contractions und diverse Raumwechsel. Gegen Ende studierten wir einen kleinen Teil einer, auch am Abend vom Rambert Ballet gezeigten, Choreographie von Merce ein. Die Zeit verging viel zu schnell.
Was hat dich dazu bewogen teilzunehmen? Kanntest du denn die Choreographien von Merce Cunningham schon?
Während meiner Tanztheater-Ausbildung und als Profi trainierte ich täglich. Ich lernte verschiedene Modern Dance Stile kennen: Limon, Graham, Horton und Cunningham Dance Technique. Dieses Cunningham Training war für mich ein Stück Nostalgie. Ich wollte es einfach wieder einmal erleben. Zudem fand ich die Idee an meinem Arbeitsort zu tanzen verlockend.
Jeannie Steele, die das Training leitete, hat ja lange selber bei Merce Cunningham getanzt. Wie hat sie euch seinen Spirit nähergebracht?
Jeannie war wundervoll! Ich spürte definitiv den Spirit von Cunningham. Und wäre ich in London zuhause, würde ich wohl wieder regelmässig ein Tanztraining besuchen.
Was nimmst du für dich mit?
Hmmm…. einen Tanzneustart mit 53 Jahren…? Ich liebe Modern Dance nach wie vor, da hat sich nichts geändert. Und ich vermisse das kreative, künstlerische Schaffen in meinem heutigen Leben – wiederum Teil sein einer République Géniale wäre schön … Die Master Class Erfahrung hat einen Teil in mir berührt/geweckt, der immer noch und wieder sein möchte.
Interview: Sarah Merten
Veröffentlicht unter Allgemein, République Géniale
Schlagwörter: Ausstellung, Cunnigham, République Géniale, Robert Filliou, Teaching & Learning