Publiziert am 13. Juni 2014 von Martin Beutler

Café Neuer Raum

Das Kulturquartier der Stadt Bern: In diese Richtung soll sich die Schützenmatte entwickeln, eine Weiterführung und Ausdehnung der Hodlerstrasse. Die Idee ist bestechend und hat in meinen Augen gute Chancen zu gelingen. Den kulturellen Nutzungen mehr Raum geben, die bestehenden Angebote ergänzen und ausbauen. So kann genug Kraft entwickelt und dieser Aspekt des Raumes zum Identitätsstifter aufgebaut werden.

Die Hodlerstrasse

Die Hodlerstrasse zwischen PROGR und Kunstmuseum Bern

Was Raum ausmacht, sind die Leute und ihr Tun. Bauliche und reglementarische Massnahmen können Nutzungen beeinflussen, fördern, hemmen oder unterbinden, sie können Symbolträger sein, oder Image-Beeinflusser, im Guten wie im Schlechten. Aber sie schaffen die Räume nicht. Wie wird aus der Hodlerstrasse und der Schützenmatte eine Kulturmeile? Wie entsteht Raum überhaupt?

Das „Café Neuer Raum“ ist eine punktuell wiederkehrende Möglichkeit, Raum zu schaffen, ganz nebenbei und angenehm mit einem Glas Wein, Häppchen, im Innehalten und Diskutieren. Der Betrachter, Diskutierer, Weintrinker, Strassenquerer, Stuhlsitzer prägt sein Erleben des Raumes und das der anderen. Er ist der Erschaffer des Raumes, den er erlebt, und kann sich dabei auch gleich selber zusehen. Den öffentlichen Raum Hodlerstrasse auf diese Weise zu nutzen ist ein Raum-schaffender Akt, frei von Zweck und Ziel und das Mittel zu keinem andren Zweck als seiner selbst: Es ist ein künstlerischer Akt. Die Verantwortung für das Werk liegt bei seinem Erschaffer, dem Besucher. Kunst wird radikal demokratisiert, objektlos, nicht konsumierbar und unbegrenzt.

Ist der Mensch frei und selbstverantwortlich, wie wir das seit der Aufklärung postulieren? Ist er bereit diese Werk-Verantwortung zu übernehmen und ist er sich bewusst, dass er das sowieso tut, ganz gedankenfrei? Es kommt ab und an vor.

 

Das nächste „Café Neuer Raum“ findet am Mittwoch, 18. Juni, 17h30 – 19h30 statt.

Veröffentlicht unter Gastbeitrag
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Martin Beutler

1963, lebt und arbeitet in Bern. Sein Kunstverständnis ist geprägt vom radikalen Konstruktivismus, wonach das, was wir die Welt nennen, eine Konstruktion des Gehirnes ist. Ideal zwar, wie es scheint, um zu überleben. Völlig ungeeignet für Rückschlüsse auf die Wirklichkeit ausserhalb unserer selbst.

Kommentare

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3 Kommentare

michael vogt
Montag, 16. Juni 2014, 23:04

verkehr, autoabgase – und wie kann ich mich vor den zigaretten retten? aber ufer mögen sich verbinden!

Martin Beutler
Samstag, 14. Juni 2014, 09:39

Aufmerksame Leser! Ab und an kommt’s vor!
Das “Café Neuer Raum” ist ein künstlerisches Experiment, frei von Zweck. Dass es stattfindet und von den Häusern KuMu und Progr unterstützt wird, baut auf deren Willen, eine Kulturmeile zu schaffen, und auf den meinen. Da hast schon recht.
Aber wie heisst’s so schön: “Man muss wählen: konsequent oder lebendig?”.

Christian Schnellmann
Freitag, 13. Juni 2014, 10:44

Ich verstehe das nicht ganz: ist das Café Neuer Raum jetzt ein Projekt zur Stadtentwicklung oder ein künstlerisches Projekt? Wenn du schreibst, dass das Café keinen anderen Zweck als einen Selbstzweck verfolgt, dann stimmt das ja nicht ganz, denn wir verfolgen ja das Ziel, die Hodlerstrasse zur “Kulturmeile” zu machen.