Literarisch geführt durch «Sesam, öffne Dich!»
Ein Kunstwerk begegnet einem dichterischen Text. Die Verbindung von Bild und Gedicht, von Skulptur und Text: neue Perspektiven und unerwartete Zusammenhänge leuchten auf. Zum Beispiel bei Arnold Böcklins «Frau in schwarzer Mantille» und diesem Text von Kurt Marti:
«Ist das Paradies hinter uns, ist es vor uns, ist es über oder auch unter uns? Wir wissen’s nicht, sehen höchstens hie und da, wie durch eine Ritze einfallend, einen kleinen, bald wieder erlöschenden, vielleicht weiterwandernden Lichtstrahl.» Kurt Marti
In Form einer Führung lese ich am Sonntag, 4. Mai um 13h in der Ausstellung «Sesam, öffne dich!» Gedichte, Geschichten, Prosatexte von verschiedenen Schriftstellerinnen und Schriftsteller, zu Werken von Segantini, Anker, Hodler, Amiet, Biéler und vielen anderen Schweizer Künstlern. Bei diesen literarischen Führungen erstaunt und begeistert es mich selbst immer wieder, welche Art der Kommunikation, welches Gespräch zwischen einem Text und einem Bild entstehen kann. Manchmal kommen die Bilder in Bewegung und ein Film entwickelt sich oder einzelne Aspekte eines Bildes treten wie mit einer Taschenlampe punktuell beleuchtet stärker hervor oder ein dritter Raum entsteht zwischen Wort und Bild.
Mit verschiedenen Texten von Kurt Marti bin ich beispielsweise durch die Ausstellung «Sesam, öffne dich!» gegangen und hatte für den obigen Text von ihm erst ein Landschaftsbild im Sinn. Aber im Vorbeigehen an der Frau von Böcklin waren es für mich ihre möglichen Gedanken, die sie beim Anblick des letzten Abendlichts haben könnte, als ob sie mit schräg gelegtem Kopf über das Paradies sinniere.
Neben diesem Text von Kurt Marti hören Sie am Sonntag Geschichten, Gedichte, Prosatexte von Johann Wolfgang Goethe, Corinna Bille, Theodor Storm, Rainer Maria Rilke, Herrmann Hesse, Gerhard Meier, Robert Walser und anderen.
Weitere literarische Führungen in der Ausstellung «Sesam, öffne dich!» finden am 10. Juni um 18 Uhr und am 17. August um 13 Uhr statt.
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Schlagwörter: Events, Literatur, Schweizer Kunst